Keine Laufzeitverlängerungen!

ImageStatt gemäß dem Atomkonsens abzuschalten, hat die Energie Baden-Württemberg (EnBW) für das Atomkraftwerk GKN1 in Neckarwestheim eine Laufzeitverlängerung bis ins Jahr 2017 (!) beantragt. Ebenfalls nicht abschalten will RWE den Atomreaktor Biblis A und verlangt eine Laufzeitverlängerung bis mindestens 2011. Damit tritt genau das ein, was Atomkraftgegner bereits im Jahr 2000 beim Abschluss dieses „Atomausstieges“ gesagt haben: Dies ist eine Mogelpackung und kein Atomausstieg. Die vier Energiekonzerne EnBW, RWE, EON und Vattenfall benutzen diesen Konsens nur als Feigenblatt um Zeit zu gewinnen, statt auch nur ein einziges Atomkraftwerk abzuschalten! Lediglich die zwei Klein- und Uraltatomkraftwerke in Stade und Obrigheim wurden mit Verspätung stillgelegt. Fakt ist: Die Atomkonzerne verabschieden sich mit ihren Anträgen auf Laufzeitverlängerung endgültig vom Atomausstieg!

Zuerst wurde im letzten Jahr argumentiert, dass beim Abschalten der Atomkraftwerke ein Versorgungsengpass entstehen würde. Dann die Kostenfrage strapaziert. Dies unter dem Motto: Atomstrom ist billig. Danach jedoch von den selben Konzernen kräftig an der Preisspirale gedreht. Jetzt taktisch geschickt auf das Kyoto-Umweltargument umgesattelt und die alte Lüge neu aufgetischt: Atomstrom ist CO² frei.
Zu den Märchen und falschen Behauptungen der Atomindustrie einige Fakten.


Ohne AKWs Stromknappheit?


· Der Anstieg bei der Stromerzeugung durch die regenerativen Energien vom Jahr 2000 bis ins Jahr 2006 reicht aus, dass bereits jetzt alle 7 Atomkraftwerke, die bis ins Jahr 2012 stillgelegt werden sollen, sofort abgeschaltet werden können.
· Allein der Stromzuwachs innerhalb des Jahres 2006 beträgt fast das eineinhalbfache der Jahresproduktion im AKW Neckarwestheim oder Brunsbüttel.
· Dies ist auch die Erklärung dafür, dass beispielsweise durch die beiden wegen Sicherheitsmängeln seit Monaten stillgelegten Atomreaktoren in Biblis (RWE Scheinargument: erzeugen 60% des Stromes für Hessen), oder die längeren Stilllegungen in Philippsburg und Neckarwestheim die Jahre zuvor, überhaupt keine Engpässe entstanden sind. Im Jahr 2000 gab es in der BRD an installierter Stromkapazität ca. 100000 Megawatt. Durch neue regenerative Energien im Jahr 2006 bereits 119000 Megawatt.

Billiger Atomstrom?


Ja, aber nur für die Energiekonzerne dank den Subventionen und Steuervorteilen. Bei den Verbraucherpreisen liegt Deutschland europaweit mit in der Spitzengruppe. 19 Cent für eine Kilowattstunde verlangen die Atomriesen, der Durchschnitt in Europa liegt bei 14 Cent.
· Sogar die kostenlos von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten CO²-Verschmutzungszertifikate im Wert von 3,5 Mrd. Euro wurden von den Energiekonzernen auf den Strompreis aufgeschlagen.
· Wie wird subventioniert? Zum Beispiel durch das steuerbegünstigte Bilden von Rücklagen in Höhe von 35 Milliarden Euro.
· Durch das Gewähren von Forschungsgeldern wie im Kernforschungszentrum in Karlsruhe. Der laufende Betrieb kostet den Steuerzahler jährlich über 400 Millionen Euro. Zu Versuchszwecken für die sogenannte Wiederaufarbeitung haben die Atomkraftwerke hochradioaktive Brennstäbe in diese Anlage geschickt. Allein deren Verglasung in Kokillen und der geplante Transport in ein sog. Zwischenlager kosten jetzt 2,2 Milliarden Euro. Über die Hälfte davon muss der Steuerzahler übernehmen und nicht die Erzeuger des Atommülls. Wie ja insgesamt die „Entsorgung“ des für Jahrtausende strahlenden Atommülls Sache des Staates und somit der Steuerzahler heute und in der Zukunft ist.
· Genauso haften die Atomkonzerne bei einer atomaren Katastrophe nur mit der lächerlichen Summe von 2,5 Milliarden Euro. Dies deckt nur 0,1% der tatsächlichen Schadenssumme ab. Bei allen Versicherung die Privatpersonen abschließen, sind deshalb in den Klauseln atomare Unfälle ausgenommen. Eine kostendeckende Versicherung würde die Kilowattstunde Atomstrom um 1,75 Euro verteuern. Die Folgekosten für den hochradioaktiven Atomabfall mit eingerechnet, machen jede Kilowattstunde Atomstrom unbezahlbar.

AKWs - Umweltfreundlich und CO²-frei?


Dies ist neben der Behauptung, dass Atomkraftwerke sicher und die Radioaktivität nicht gefährlich ist, die größte Lüge der Atomindustrie und ihrer aktuellen politischen Unterstützer. Im Vergleich zu anderen fossilen Kraftwerken (deshalb müssen auch neue Kohlekraftwerke verhindert werden), erzeugt ein Atomkraftwerk selber tatsächlich relativ wenig CO².
Aber wo kommt der Brennstoff für das GKN 1 und alle anderen Atomreaktoren her?

- Hier muss in die CO²-Kette, der gesamte Ablauf mit einbezogen werden. Und der beginnt beim Uranabbau und endet bei der ungeklärten Endlagerfrage. Um die Brennelemente eines Jahres für das GKN 1 herstellen zu können, müssen ca. 450000 Tonnen Uranerz gefördert und abgebaut werden. Nach der Zerkleinerung landen davon dann ca. 400000 t auf einer strahlenden Abraumhalde.

- Die weitere Aufbereitung über das „Yellow Cake“ in den Abbauländern, über die Urananreicherung in der Atomfabrik in Gronau (BRD) bis zur Herstellung der Brennelemente ist ein aufwendiger und gefährlicher Vorgang. Dies muss insgesamt alles berücksichtigt werden. Und nicht nur ein einzelnes AKW betrachtet, das aus seinem Schornstein tatsächlich mehr radioaktive Gase als CO² herauspustet.

- Dann kommen unabhängige Gutachter wie die Internationale Energieagentur zu folgendem Ergebnis: Einem einzelnen AKW müssen bis zu 28 Gramm des Klimagases pro Kilowattstunde zugerechnet werden, im Gesamtprozess betrachtet sind es 160 Gramm CO² pro KW Atomstrom.

Regenerative Energien ersetzen Atomstrom:


- Bereits im Jahr 2016 wird erstmals mehr Strom aus erneuerbaren Energien als wie jemals aus Atomkraftwerken erzeugt werden.

- Im Jahr 2000 waren es noch 36700 Gigawattstunden, im Jahr 2006 bereits so gut wie das Doppelte mit 71500 Gigawattstunden. Die Jahresstrommenge der Atomkraftwerke lag 2005 bei ca.155000 Gigawattstunden. Somit decken die regenerativen Energiequellen bereits heute fast die Hälfte des Atomstromes ab.

- Sie sind jedoch eine vorwiegend dezentrale Energieform und werden deshalb von den Energiekonzernen, deren Macht auf Großkraftwerken beruht, nach wie vor bekämpft. Dies durch überhöhte Netzdurchleitungsgebühren, Ablehnung von Standorten für neue Kraftwerke, Bevorzugung ihres Atomstromes – Windparkbesitzern wird bei gutem Wind die Abnahme verweigert usw.
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Anstieg der Stromerzeugung durch regenerative Energien:

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[Angaben in Gigawattstunden
Quelle für alle Zahlenangaben: Bundesumweltministerium, Bundesverband Erneuerbare Energien (www.bee-ev.de). Allein der Anstieg von 2005 auf 2006 übersteigt die Jahresstromproduktion des GKN 1 um das 1.5-fache]


Nixtun war gestern!

· Das Abschalten der Atomkraftwerke muss nach wie vor mit Aktionen durchgesetzt werden.
· Die Laufzeitverlängerungen müssen verhindert und alle 17 Atomkraftwerke stillgelegt werden!



(aus dem neckarwestheimer anti-atom-info 43 - Kopiervorlage hier)