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Zweites atomares Zwischenlager - Kein Grund zum Feiern im Südwesten

Von Susanne Kupke, dpa (Bild geplant)

dpa-Meldung, 24.10.2006 (14:54)

Philippsburg - Draußen standen die hölzernen Grabkreuze, drinnen klirrten
die Sektgläser. Doch seien es die zwei Dutzend Atomkraftgegner vor dem
Kraftwerksgelände in Philippsburg oder die 100 geladenen Gäste im Innern -
zum Feiern war am Dienstag bei der Übergabe des neuen atomaren
Zwischenlagers am Kernkraftwerk bei Kreis Karlsruhe niemandem so recht
zumute. Die an den Kernkraftwerken gebauten Zwischenlager könnten nur
eine "Übergangslösung" sein, betonten Vertreter der baden-
württembergischen Landesregierung ebenso wie des Betreibers EnBW.

Der Philippsburger Betonkoloss - 92 Meter lang, 37 Meter breit und 18
Meter hoch - ist eines von drei Lagern, die im Südwesten in Betrieb gehen
sollen. Der Bau an den Standorten der jeweiligen Kernkraftwerke war im
Kompromiss zum Atomausstieg vor sechs Jahren vereinbart worden. Die
Abfälle sollen nach bisheriger Planung aber nur so lange dort bleiben,
bis eine Lösung für ein Atommüllendlager gefunden ist. In Philippsburg
können nun 152 Castoren mit radioaktiven Brennelementen für 40 Jahre
zwischengelagert werden.

Zu Grabe getragen wurde damit aus Sicht der örtlichen Bürgerinitiative
die Glaubwürdigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit der Atomkraft. "Die
Behälter werden durch die lange Lagerung bestimmt nicht sicherer",
fürchtete ihr Sprecher Bernd Haffner. Er verwies auf den Standort als von
Hochwasser und Erdbeben gefährdetes Gebiet. Vor dem streng bewachten
Werksgelände protestierten Anwohner und Pfälzer gegen das 30-Millionen-
Euro-Projekt, in das noch in diesem Jahr der erste Atommüllbehälter
eingelagert werden soll.

Hans-Josef Zimmer, Kraftwerksleiter und Vorstandsmitglied der EnBW
Kraftwerke AG, nimmt solche Bedenken "sehr ernst". Er betonte jedoch:
"Der Neubau ist sehr sicher." Die Halle sei sowohl gegen Hochwasser als
auch gegen Erdbeben geschützt. Und selbst ein "gezielter Flugzeugabsturz"
könnte "letztendlich bewältigt werden". "Wir hatten keine andere Wahl.
Wir mussten das Zwischenlager bauen", sagte Zimmer. Es bleibe eine
"zeitlich befristete Lösung". Er versprach: "Aus dem Zwischenlager wird
kein Endlager."

Auch Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) betonte: "Wir
brauchen eine dauerhaft sichere Endlagerung atomarer Abfälle in dafür
geeigneten tiefen Gesteinsschichten." Land und Betreiber sehen nun die
Bundesregierung in der Pflicht, die seit sechs Jahren ruhenden
Erkundungsarbeiten in Niedersachsen schnellstmöglich wieder aufzunehmen.

Aus Sicht der EnBW ist die Frage des Endlagers fachlich ohnehin längst
gelöst. "Gorleben ist für ein Endlager geeignet", betonte Zimmer. Mit dem
unterirdischen Millionen Jahre alten Salzstock in Gorleben habe
Deutschland einen Standort, um den man "international beneidet" werde. Er
rief dazu auf, die Endlager-Frage aus "politischem Kalkül" nicht weiter
zuverzögern, sondern gemeinsam nach dem am besten "geeigneten Standort"
zu suchen.

"Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit", meinte der frühere
Philippsburger Bürgermeister Jürgen Schmidt (SPD), der zwar kein Grund
zum Feiern sieht, aber im Gegensatz zum amtierenden Stadtoberhaupt
immerhin zur offiziellen Übergabe - das Wörtchen Einweihung vermied die
EnBW trotz Sekt und Häppchen in der neuen Halle - gekommen war. Die
Kommune hatte vergeblich gegen das Projekt gekämpft. "Mich ärgert, dass
Millionen Euro unnötigerweise ausgegeben wurden", sagte er.
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