Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,

heute erhaltet Ihr unsere neue Infomail vom Aktionsbündnis zu energiepolitischen Themen
https://neckarwestheim.antiatom.net

Protest und Informationen – Sonntagsspaziergänge 2022
Wir laden Euch in diesem Jahr noch zu 5 weiteren Sonntagsspaziergängen ein.
Die Energiewende und speziell die Windkraft sind das Thema beim nächsten am Sonntag, 3. April um 14 Uhr. Er findet direkt beim Windrad in Ingersheim statt, Zufahrt von der L133 zwischen Ingersheim und Besigheim. Dort gibt es Infos zum Windrad, dem aktuellen Stand Windenergie in Baden-Württemberg und der bundesweiten Energiewende-Situation. Weitere Infos auf unserer Homepage unter https://neckarwestheim.antiatom.net/artikel/1550.


Infos vom Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Wir haben zu wichtigen energiepolitischen Themen Flyer. Ihr könnt sie auf unserer Homepage ansehen und herunterladen. Wer gedruckte Flyer zum Auslegen oder verteilen haben möchte, kann sie kostenlos per Email anfordern:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Einige unserer wichtigsten Flyer-Themen sind:  Energiewende, Super-GAU in Fukushima, AKW-Rückbau „Radioaktivität lässt sich nicht abschalten“ oder die Postkarte Sonntagsspaziergänge 2022.

Fukushima Demo Neckarwestheim
Am Sonntag, den 6.3.22 ist die Fukushima-Jahrestags-Demo, Auftakt um 13 Uhr am Bahnhof Kirchheim/N.
Unsere Forderungen sind: Klimaschutz ohne Atom & Fossile – Energiewende jetzt sofort!
Alle wichtigen Infos vom Demo-Bündnis Fukushima-Neckarwestheim finden sich online unter: www.endlich-abschalten.de

EU-Taxonomie: Grünes Label für Atom und Gas!
Von der EU-Kommission wurden Atomkraft und Gas als „grüne Energien“ und somit als klimafreundlich und förderungswürdig eingestuft.
Wie kam es dazu und warum erfolgt so ein offensichtlicher Fehltritt in der Klimapolitik?
Dazu lohnt ein Blick auf die derzeitige Energieerzeugung in Europa. Sie ist dominiert von wenigen Atomländern, allen voran die Atomnation Frankreich mit ihren 56 Atomkraftwerken, einem großen militärischen Bereich mit Atombomben, Atom-U-Booten, der Urananreicherung und einer Plutoniumfabrik. Der wichtigste Energieträger in der EU ist die Kohle; sie stellt in Deutschland und überall ein großes Umwelt- und gesundheitliches Problem dar. Einige Kohleländer wollen seit Jahren neue AKWs bauen, sind jedoch nicht in der Lage dies zu finanzieren. Dann folgen als Energielieferanten die Fossilen mit Gas und Öl.
Die EU-Kommission hat im letzten Jahr die neue Taxonomie mit allen Ländern verhandelt. Dabei ging es um die Interessenlage in den Ländern mit Atom - siehe Frankreich - und Kohle. So haben 8 Kohle-Nationen in Osteuropa, die mit Atom liebäugeln, mit Frankreich eine Resolution unterschrieben. Dort forderten sie, dass Atomkraft als klimafreundlich eingestuft werden soll. Statt auf erneuerbare Energien umzusteigen, wollen alle Kohlenationen neue Gaskraftwerke bauen, diese dann als klimafreundlich anerkannt bekommen.
Und hier schließt sich der Kreis zu Deutschland und der neuen EU-Taxonomie. Die bisherige Bundesregierung hat sich dafür eingesetzt, dass Gas als klimafreundlich anerkannt wird. Und die neue Ampelregierung setzt diesen Kurs nahtlos fort. Sie will neue große Gaskraftwerke fördern und lehnt Atom nur pro forma ab, duldet jedoch die skandalöse Einstufung.

Was bedeutet nun diese EU-Taxonomie für die nächsten Jahrzehnte?
Der Hintergrund für die EU-Taxonomie sind hauptsächlich zwei Punkte:
•    anhand der EU-Taxonomie zur Energieerzeugung gibt es direkte Fördergelder aus EU-Töpfen
•    und noch wichtiger: aus den Finanzmärkten sollen „grüne Investitionen“ in Atom und Gas erfolgen. Denn Energiekonzerne bauen ohne milliardenschwere Unterstützungen längst keine Atomkraftwerke mehr.

Für uns im Aktionsbündnis ist klar, dass wir gegen diese EU-Taxonomie protestieren müssen. Und auch Aktionen an Atom- und fossilen Standorten durchführen, wo wir die rasche weitere regenerative Energiewende fordern. Es darf in Europa keine neuen AKWs geben. Und auch keine neue große Gaskraftwerke mit jahrzehntelangen Betriebsgenehmigungen. So wird Europa bis 2045 ganz sicher nicht klimaneutral. Die Ampelregierung und die EU-Kommission müssen umschwenken und die europaweite Energiewende fördern!

Überalterung der AKWs und Laufzeitverlängerungen
Seit Tschernobyl im Jahr 1986 wurden in Europa nur 7 neue Atomkraftwerke gebaut. Als der Super-GAU in Tschernobyl die tödliche Radioaktivität verteilte und bis heute deshalb viele Menschen an den gesundheitlichen Folgen leiden oder gar gestorben sind, waren in Europa 177 AKWs in Betrieb. Heute sind es noch 112 (mit 15 GW Leistung), von denen die meisten die sog. Regellaufzeit von 30 Jahren längst überschritten haben.
Von den 56 AKWs in Frankreich sind nur 3 weniger wie 30 Jahre am Netz. Bereits 22 AKWs sind über 40 Jahre und weitere 19 sind über 35 Jahre in Betrieb! Statt abschalten und eine rasche Energiewende einzuleiten, hat die französische Regierung 2021 Laufzeitverlängerungen auf 50 Jahre beschlossen, 60 Jahre werden folgen. Die 60 Jahre Regellaufzeit gilt in der Schweiz bereits. Von den 4 AKWs dort sind 2 über 50 Jahre und die beiden anderen über 40 Jahre am Netz. Und Brexit-GB ist auch bei 50 Jahren Laufzeit.
Der Weiterbetrieb der gealterten AKWs erfordert laufend Investitionen in Reparatur und Erhaltung. Dies ist  ein wichtiger Grund für die neue EU-Taxonomie: damit soll auch Geld für den Weiterbetrieb von AKWs gefördert und als umweltfreundlich anerkannt werden!

Der Invest-Bedarf allein für die 56 AKWs bis 2035 in Frankreich liegt bei vielen Milliarden Euro. Der Betreiber EDF ist bereits mit 42 Mrd. Euro verschuldet. Deshalb hat die französische Regierung im letzten Jahr beschlossen, dass der Staat (Steuerzahler) diese Kosten übernimmt. Von den 56 AKWs in Frankreich waren im letzten Dezember 17 nicht in Betrieb. Frankreich muss wegen Problemen mit seinen AKW Strom importieren.
Die Überalterung und die Laufzeitverlängerung sind verantwortungslos, die Gefahr eines radioaktiven Störfalls ist gegeben! Siehe auch Neckarwestheim und die Korrosion in den Heizrohren der Dampferzeuger.

Neue Atomkraftwerke in Europa – Ankündigungen und Realität
Seit vielen Jahren kündigen Polen, Ungarn, Bulgarien, Tschechien, die Slowakei an, dass sie neue AKWs bauen wollen. Jedoch sind die Vorhaben bisher alle an der Finanzierung gescheitert.
Macron hat nach jahrelangem zögern jetzt verkündet, dass in Frankreich bis 2039 (!) neue AKWs gebaut werden sollen. Allerdings nicht der bisherige EPR. Der sollte vor 30 Jahren als neuer Druckwasserreaktor in Europa und weltweit seinen „Siegeszug“ antreten, was jedoch in einem Desaster endete. Denn alle gestarteten Neubauten in Europa haben große technische und finanzielle Probleme. Die beiden in China 2021 in Betrieb gegangenen EPRs sind wegen der unkontrollierten Abgabe von radioaktiven Gasen außer Betrieb. Der neue EPR 2 ist noch nicht fertig entwickelt. Die Finanzierung der AKWs in Frankreich ungeklärt, das Jahr 2039 eine politische Ankündigung.

EPR-Neubauten in Europa
Flamanville in Frankreich: Sollte bereits 2012 in Betrieb gehen. Die Baukosten waren mit 3,3 Mrd. Euro kalkuliert, sind inzwischen bei 19 Mrd. Euro angelangt. Es gibt große Problem in sicherheitsrelevanten Bereichen, unter anderem mit mehreren tausend Schweißnähten im Reaktordruckbehälter. Das AKW soll jetzt eventuell 2023 in Betrieb gehen.
Olkiluoto, Finnland: Dieser EPR sollte zum Festpreis von 3 Mrd. Euro gebaut werden und bereits 2009 in Betrieb gehen. Jetzt liegen die Kosten bei 12 Mrd. Euro, weswegen esgerichtliche Auseinandersetzungen gibt. Dieses AKW hat ebenfalls technische Probleme in Sicherheitsbereichen. Die finnische Aufsichtsbehörde gab dennoch grünes Licht für das Anfahren im Dezember. Dies wurde mehrmals versucht, jedoch immer durch eine Schnellabschaltung abgebrochen.
Hinkley Point, Großbritannien: wird vertragsseitig durch drei Länder gebaut, GB, China und  Frankreich. Die Kosten für das AKW sind mit 22 Mrd. Euro veranschlagt! Davon trägt Frankreich/EDF zwei Drittel der Kosten (ein Grund für die 42 Mrd. Euro Schulden) und China bezahlt ein Drittel. Falls der EPR doch nicht zum Einsatz kommt, will China dort ein chinesisches AKW bauen. Die ist der grund für die Beteiligung Chinas. Für Hinkley Point gibt es eine Finanzierungkonstellation, in der festgelegt wurde, dass die britischen Stromabnehmer 35 Jahre lang erhöhte Marktpreise bezahlen müssen. So soll die Refinanzierung erfolgen.

Ampel-Regierung und weitere Energiewende
Bis zur Jahresmitte soll ein Klimaschutz-Sofortprogramm vorgelegt und dort auch Vorschläge zum weiteren Ausbau von Wind und Photovoltaik gemacht werden. Das Festhalten am Ausschreibungszwang für jedes Windrad/Windpark und große Photovoltaikanlagen sind der falsche Weg, die jährliche Deckelung des Zubaus ebenso.
Nur Direktvermarktung und Marktprämie reichen als Vergütung nicht. Sowohl der Eigenverbrauch als auch die Einspeisung müssen möglich sein. Es muss für Wind an Land und Photovoltaik wieder eine garantierte Mindestvergütung geben, damit eine Planungssicherheit vorhanden ist und neue Anlagen kostendeckend möglich sind!
Wir sind gespannt, was die Ampelregierung vorlegt. Neue Gaskraftwerke und Milliarden für Wasserstoff oder Förderung der direkten Nutzung der Erneuerbaren beim Strom und der Wärme. Entscheidend für die rasche Energiewende: wird das Ausbremsen von neuen Energiewende-Anlagen beendet und ein Vorrang für die Erneuerbaren vor den Fossilen durchgesetzt?!

Bleibt aktiv und gesund!

Beste Anti-AKW- & Energiewende-Grüße
vom Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim


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Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
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