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Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
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http://neckarwestheim.antiatom.de

Presseerklärung
09.08.2006

> Atomaufsicht Baden-Württemberg:
> Kritische Aufsicht oder politische Gefälligkeitsaussagen?

Durch einen Kurzschluß wurde das schwedische Atomkraftwerk Forsmark am
25. Juli von der Stromversorgung abgeschnitten. Wie in jedem
Atomkraftwerk üblich, sollen dann die Notstromgeneratoren die sofortige
Stromversorgung sicherstellen, da ansonsten der atomare Supergau durch
Überhitzung droht. Von 4 Generatoren in Forsmark funktierten zwei
überhaupt nicht, zwei weitere sprangen erst nach 20 Minuten an. Die
Landesregierung und die Atomaufsicht in Baden-Württemberg schließen dies
für die AKWs im Land aus.
Wir fragen: wirklich unmöglich?

Ein Blick auf die meldepflichtigen Ereignisse der EnBW-Atomreaktoren im
Land zeigt, dass es von Februar 2005 bis heute auch dort 6
meldepflichtige Ereignisse im Zusammenhang mit der Notstromversorgung
gab:

10.05.06 - Phillippsburg, Blockierung eines Hilfsschalters für den
Generator einer Notstromschiene
08.04.06 - Phillippsburg, Bruch eines Kolbenrings in einem
Notstromdieselaggregat
26.01.06 - Phillippsburg, Verzögertes Hochlaufen eines
Notstromdieselaggregats
30.11.05 - Obrigheim, Automatische Abschaltung eines
Notstromdieselaggregats
02.08.05 - Phillippsburg, Startversagen eines Notstromdieselaggregats bei

einer Funktionsprüfung
19.02.05 - Neckarwestheim, Notstromausfall durch Ausfall des 110-kv-
Fremdnetztrafos

Nun hat keiner dieser sechs Störfälle zu einer kritischen Situation in
den betroffenen Atomkraftwerken geführt. Was wäre jedoch, wenn
zusätzliche Generatoren nicht funktionieren würden. Was wäre, wenn, wie
im letzten Winter im Münsterland geschehen, Strommasten auch in
unmittelbarer Nähe der AKW´s unter der Schneelast zusammenbrechen? Was
wäre, wenn ein Sturm die Stromversorgung unterbricht? Was kann bei einem
Blitzeinschlag (wie am 9.6.1998 in GKN1) alles passieren? Und was
geschieht dann, wenn die AKW´s deshalb ihren Strom nicht mehr ins Netz
einspeisen können und eine sofortige Schnellabschaltung nicht gleich
funktioniert - wirklich alles ausgeschlossen? Erinnert sei an die
sicherheitstechnisch höchst wichtige Frage, ob nach einem Stromausfall
die Turbinen eines Atomkraftwerkes noch genügend Strom für eine
Schnellabschaltung liefern können. Dieses Experiment hat in der Nacht vom

25. auf den 26. April 1986 in Verbindung mit Bedienungsfehlern zum
Supergau in Tschernobyl geführt.

Wie ernst und wie sorgfältig führt die Atomaufsicht ihre Aufgaben in
Baden-Württemberg durch? Trotz gravierender, wiederholt aufgetretenen
Sicherheitsmängeln, brachte vor Jahren erst die Anweisung des damaligen
Umweltministers Trittin das AKW-Philippsburg zum stehen und die
Atomaufsicht in Baden-Württemberg zum arbeiten. Wen wundert das? Der
jahrzehntelange Chef der Atomaufsicht in Baden-Württtemberg, Dietmar
Keil, hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Atomfreund ist.
Gleichzeitig hat er nicht nur verschwiegen, dass er Aktienbesitzer des
Stromkonzerns EnBW ist, nein, er hat dies auf Nachfragen von Journalisten

auch noch geleugnet. Erst die Anfrage eines Aktionärsvertreters brachte
die Wahrheit ans Licht. Folgerichtig hat Herr Keil auch kurz nach seiner
Pensionierung einen "Beraterposten" bei der EnBW angenommen.

Vor kurzem noch hat der damalige Sozialminister Renner den EnBW-Chef Utz
Claassen als Rambo tituliert. Nach seinem Sturz hat ihm sein Freund
Günther Oettinger einen gut bezahlten Posten bei der EnBW besorgt.
Oettinger ist eben jener Ministerpräsident, der auch heute nach dem
Störfall in Forsmark keine Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit
Atomkraftwerken erkennen kann und der den bundesweiten Vorreiter für die
unverantwortliche Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke spielt.



Meldepflichtige Ereignisse in Baden-Württemberg:
http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/4877/


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