Drucken

(01.04.2014) Die EnBW plant den „raschen Rückbau" der beiden abgeschalteten Atomkraftwerke in Neckarwestheim und Philippsburg. Bevor mit dem Abriss begonnen wird, muss zuerst ein radioaktives Gesamtkataster der Anlage erstellt werden. Nur so besteht ein Überblick über die gesundheitlichen Gefahren. Denn dabei fallen insgesamt jeweils über 450.000 Tonnen, auch radioaktive Abrissmaterialien an. Die Radioaktivität kommt so im Alltagsleben der Menschen an.

Das Beispiel Obrigheim zeigt, dass es seitens der EnBW und den Aufsichtsbehörden keine Transparenz im Umgang mit radioaktiven Belastungen und radioaktivem Material gibt. Weder bei den vorausgegangen Abrissmaßnahmen, noch jetzt, wo dort der hoch radioaktive verstrahlte Reaktorkern mit Industrierobotern zersägt wird, gibt es detaillierten Informationen über die Abgabe von Radioaktivität an die Umgebung und in den Neckar.

Unabhängige Strahlenexperten, wie Wolfgang Neumann (Intac Hannover) fordern vor Beginn der Abrissarbeiten die Erstellung einer detaillierten radiologischen Bestandsaufnahme der gesamten Anlage. Genau dies muss jetzt für Neckarwestheim und Philippsburg erfolgen. Nur so können die Auswirkungen der geplanten Abrissarbeiten bezüglich ihrer gesundheitlichen Gefährdungen beurteilt werden.

Denn Radioaktivität lässt sich nicht abschalten und nicht zurückbauen. Die gesundheitliche Gefährdung durch Strahlung richtet sich allein nach der Halbwertszeit der Radionuklide. Gemäß dieser Halbwertszeit bleibt diese Strahlung auch nach dem Abschalten eines Atomkraftwerkes unvermindert erhalten. Egal, wo das radioaktive Material ist und egal, wie breit es gestreut wird. Durch die bestehende Praxis des Freimessens beim Rückbau von Atomkraftwerken kommt radioaktives Material im Alltagsleben der Menschen an. Dieses Vorgehen lehnen wir ab. Denn die Erfahrungen von Tschernobyl und jetzt bereits von Fukushima zeigen, dass eine gesundheitliche Gefährdung auch unterhalb der offiziellen Grenzwerte besteht und Krankheiten verursachen kann.