Indymedia, 23.09.09

> PR-Kommunikation für Atomkraft

Benni, Greenpeace 23.09.2009 07:54

Greenpeace hat das Kommunikationskonzept einer Unternehmensberatung vorliegen, das sich an ein großes Energieversorgungsunternehmen wendet. Das Konzept zeigt auf, wie die Leute für Atomkraft erwärmt werden könnten - gerade im Hinblick auf den Wahlkampf. Am erstaunlichsten ist, wie sehr die vorgeschlagenen Kommunikationsrichtlinien sich mit den Argumenten von Unionspolitikern decken.

Mehr Infos auf 
* http://blog.greenpeace.de/pr-offensive-fuer-atomkraft/

---------schnipp ---------

* Konzeptpapier der Unternehmensberatung PRGS:
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Kommunikationskonzept_Kernernergie.pdf

* Artikel bei Spiegel-Online
> Atomlobby plante Wahlkampf minutiös
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,650172,00.html



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Mainpost, 20.09.09

> Auf den Atomstrom gepfiffen
> Kundgebung und Demo von Umweltverbänden fordert sofortigen Atomausstieg

Für erneuerbare Energien wurde am sonnenverwöhnten Samstag die Werbetrommel gerührt. Aber auch kräftig auf die Trommeln gehaut haben die rund 200 Atomstrom-Gegner in der Innenstadt. Angeführt vom rhythmischen Donner der Sambatruppe Areia zogen acht Umweltverbände aus Schweinfurt-Stadt und -Land sowie Parteien und Gastgruppen aus ganz Bayern nach einer Anti-Atomstrom-Kundgebung am Georg-Wichtermann-Platz zum Rathaus.
            
Foto: Gabi Kriese
Für den Atomausstieg ohne Wenn und Aber haben am Samstag mehrere Umweltorganisationen in Schweinfurt demonstriert.Bild vergrößern


Mit Trillerpfeifen und Megafon-Parolen, Infoständen, Handzetteln für Passanten, Plakaten, Fahnen und Transparenten prangerten sie die Risiken der Atomenergieproduktion an, die Gesundheitsgefahren (Kinderkrebsstudie), die Atommüllendlagerung sowie die fragwürdige politische Verzögerung des Atomausstiegs.

Jene Parteien, deren Energiepolitik nicht in die gewünschte Richtung rudert, bekamen bei dem gezielt und verlockend im Vorfeld der Bundestagswahl gewählten Demonstrationstermin natürlich auch ihr Fett weg: „Nächste Woche entscheiden Sie über Ihr atomares Restrisiko. Keine Stimme den Atom-Parteien!“, forderte der Anti-Atomkraft-Zug lautstark von den Zuhörern und Passanten.

Namhafte Redner legten den Finger in eine vielschichtige, klaffende Wunde, die aus der Sicht der Anti-Atomkraft-Bewegung nur durch dauerhaften und überzeugenden Gegendruck seitens der Öffentlichkeit geheilt werden könne: „Widerstand ist wichtig“, so BA-BI- Vorsitzender Hubert Lutz. Deshalb gelte es, die Thematik stichhaltig und überzeugend in den Köpfen der Menschen präsent zu halten – gerade vor einer Wahl, unterstrich auch BA-BI- Vorstandskollegin Babs Günther die Intention der jährlich wiederholten Kundgebung: „Die Strahlenbedrohung ist enorm, und sie bleibt. Dabei gibt es Alternativen.“ Alternativen in diversen erneuerbaren Energien, die nachweislich mehr Arbeitsplätze geschaffen hätten, und weiterhin sichern würden, als die 17 deutschen Atomkraftwerke.

Wie die Demonstranten einhellig forderten, könnten alle diese Meiler sofort abgeschaltet werden, ohne dass im Land auch nur eine einzige Glühbirne flackert, versicherte Erich Waldherr, Energiefragen-Referent des Schweinfurter Bund Naturschutz, beim Pressegespräch vor der Kundgebung.
„Politiklüge“

Doch der politische Gegendruck und die Atomlobby verzögerten und verhinderten den Atomausstieg leider immer noch erfolgreich, schimpfte Herbert Würth, Pressesprecher des Aktionsbündnisses Castor-Widerstand Neckarwestheim. Viel zustimmenden Applaus erntete er für sein deutlich dargelegtes Paradoxon „Atomausstieg, wo bist du?“ Dass dieser vermeintlich automatisch kommt, sei eine Politik-Lüge und eine Mogelpackung: Kein einziges relevantes Kernkraftwerk sei wie geplant abgeschaltet worden, stattdessen gebe es Laufzeitverlängerungen und Klüngeleien mit Reststrommengen, schimpfte Würth und skandierte: „Atomausstieg hier und jetzt – und nicht erst in 20 Jahren!“

Die Energiewende in Richtung dezentrale Energieversorgung forderte auch DGB- Regionsvorsitzender Frank Firsching – mehr schon fast aus ökonomischen als aus ökologischen Gründen: „Her mit regenerativen Energien, um Arbeitsplätze zu schaffen für die Leute in diesem Land“, sparte auch er nicht mit politischen Seitenhieben. Es sei ein verheerendes Signal und eine wirtschaftspolitische Verstandslosigkeit, im hiesigen Regionalplan Windkraftanlagen zu verhindern, wo doch tausende Arbeitsplätze der Schweinfurter Wälzlagerindustrie durch den Bau von Windrädern gesichert würden.
Grenzwerte kritisiert

Ein politisches Kunstkonstrukt nannte schließlich Reinhold Thiel von der IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War), einer internationalen Ärztevereinigung zur Verhinderung des Atomkriegs, die deutschen Strahlenschutz- Grenzwerte. Sie orientierten sich an einem kerngesunden, kraftstrotzenden, jungen Mann und erfassten in keinster Weise die realistische Bandbreite menschlicher Organismen: „Der deutsche Strahlenschutz schützt die Atomindustrie und nicht uns Menschen.“ Kranke, Alte und Kleinkinder zum Beispiel reagierten nämlich deutlich sensibler, sprich anfälliger, auf Strahlung. Eine von der Atomlobby-Propaganda massiv bekämpfte Studie über Krebs bei Kindern belege dies unumstößlich, so Allgemeinmediziner Thiel. Die IPPNW will deshalb den Referenz-Embryo statt des Referenz-Mannes als Bezugsgröße für den Strahlenschutz durchsetzen.

Nicht der Atomkrieg, Super-Gau oder Störfall sei heutzutage die akuteste Gesundheitsgefahr für den Menschen in Sachen Atomstrahlung, sondern die beständige Niedrigstrahlung. Alles in allem sei der „Seiltanz zwischen den Kühltürmen“ ein todsicheres Unterfangen, lautete auch die Aussage von Babs Günthers entsprechend akrobatischer, pantomimischer Showeinlage.

(Mehr Fotos:
http://www.mainpost.de/_/tools/diaview.html?_CMTREE=43692&_CMELEM=0 )



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# Herzliche Einladung!

Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz
Bürgerinitiative gegen Atomanlagen e.V.

> AKW - abschalten!
> Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze!

Redner:
- Frank Firsching, DGB Regionsvorsitzender Main-Rhön/Schweinfurt
"Arbeitsplätze erneuerbarer Energien in der Region"
- Reinhold Thiel, IPPNW Deutschland, Facharzt Allgemeinmedizin
"Atomkraftwerke machen unsere Kinder krank"
- Herbert Würth, Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim

Kundgebung Samba Pantomime Musik

Demonstations-Umzug mit Sambagruppe AREIA aus Sand
> Sa, 19. Sept 2009, 11.30 h
Georg - Wichtermann - Platz
(Postplatz) Schweinfurt

Veranstalter: BA-BI, Bund Naturschutz Schweinfurt, ÖkABS, BIG Gochsheim, BA Müll &
Umwelt, Greenpeace, Naturfreunde
http://www.viku.info/fileadmin/Bilder/Grafenreheinfeld/BA_BI_Plakat_01.pdf



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ka-news, 19.09.09

> Verglasungsanlage wird in Betrieb genommen

Karlsruhe (ps/jw) - Am Mittwoch, 16. September, hat nach langer Vorbereitungsphase der
Ofen der Verglasungseinrichtung Karlsruhe (VEK) mit der Einspeisung der hochradioaktiven
Abfalllösung (HAWC) begonnen. Vorangegangen war ein erster "nuklearer Probebetrieb", bei
dem keine Störungen auftraten, wie das WAK in einer Pressemitteilung bekannt gab.

Dazu wurden 50 Liter Abfalllösung mit zirka 1.800 Litern nicht radioaktivem Simulat gemischt
und in den Schmelzofen eingespeist. Insgesamt wurden drei Kokillen mit dieser verdünnten
radioaktiven Glasschmelze befüllt. Da auch sichergestellt sei, wohin diese Glaskokillen
transportiert und zwischengelagert werden, konnte der Verglasungsbetrieb in der VEK
genehmigt werden.

Bis Ende 2010 sollen insgesamt 130 Kokillen mit je 400 Kilogramm Abfallglas erzeugt
werden. Dabei wird die Verglasungsanlage im voll kontinuierlichen Betrieb gefahren, so das
WAK.

---

Badische Zeitung, 02.09.09
http://www.badische-zeitung.de/karlsruher-atomsuppe-wird-beseitigt--
19047323.html#swrvideo-1

> Strahlendes Erbe
> Karlsruher Atomsuppe wird beseitigt

Hinter Stacheldraht liegt Deutschlands gefährlichstes Provisorium der Atomwirtschaft: die
frühere Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe. Das gescheiterte Atom-Abenteuer soll jetzt
mit einer neuen Verglasungstechnik beendet werden.

Der Gebäudekomplex der stillgelegten Wiederaufbereitungsanlage zur Verglasung
hochradioaktiver Fluessigkeiten. | Foto: ddp

KARLSRUHE. Bis in die 90er Jahre war die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK)
eine Versuchsanlage zur Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Als
Hinterlassenschaft blieben 60 000 Liter hochgiftige Salpetersäure. Die Atomsuppe enthält
heute über 500 Kilogramm Uran und mehr als 16 Kilogramm Plutonium. In alten verstaubten
Akten lässt sich nachlesen, was die Betreiber in frühen Jahren selbst von ihrer Anlage
hielten: Nach einer vertraulichen Besprechung mit der Karlsruher Gesellschaft zur
Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen hielt das Protokoll am 25. Juli 1969 fest, dass die
Lagerung der Atomsuppe in Tanks "nur als Notlösung" zu sehen war.

SWR-Video: Strahlende Atomsuppe wird verglast
Badische Zeitung
Ein Video des SWR
Strahlende Atomsuppe wird verglast

60.000 Liter hochradioaktive Plutonium-Brühe aus der ehemaligen
Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe werden nach jahrelangem Streit seit diesem Mittwoch
verglast. Nur so kann die "Atomsuppe" ins Zwischenlager Greifswald transportiert werden.

Besagte Notlösung am Rande von Ballungszentren wie Karlsruhe und dem nahen Rhein-
Neckar-Dreieck wird seit mittlerweile fast auf den Tag genau 40 Jahren praktiziert. Sie
musste mangels Alternativen so lange funktionieren. Heute wissen die Beteiligten - und sie
müssen das auch öffentlich einräumen -, dass eine Lagerung dieser hochgiftigen
Atomsuppe wie über Jahrzehnte geschehen "nicht mehr genehmigungsfähig" wäre. Diese
plutoniumhaltige Salpetersäure gehört mit Abstand zu den gefährlichsten
Hinterlassenschaften der Karlsruher Atomforscher.

Der nicht ganz so brandgefährliche Atommüll aus Karlsruher Forschungszeiten liegt dagegen
längst tief unter der Erde - im niedersächsischen Salzbergwerk Asse. Viel glücklicher und
viel ehrlicher hatten die Karlsruher dabei auch nicht agiert. Die Hälfte der dort eingelagerten
120 000 Fässer stammt aus Karlsruhe. Einer kritischen Öffentlichkeit war Asse in den 60er
Jahren als "Versuchslager" verkauft worden. Das damalige Kernforschungszentrum
Karlsruhe, dessen Lager aus allen Nähten platzten und die dringend neue und vor allem
billige Lagerkapazitäten brauchten, wusste - so geht aus vertraulichen Alt-Akten hervor -
dass es sich in Wahrheit um ein "Endlager" handeln würde.

Aus neun Kilogramm Plutonium werden 28

Heute ist dieses Atomlager im Salzbergwerk einer der gefährlichsten Orte der Republik. Der
Salzstock droht zu kollabieren und Hunderttausende von Tonnen radioaktiven Materials zu
begraben - Material, von dem nicht einmal die früheren Betreiber aus Karlsruhe exakt
wissen, worum es sich handelt. Das Münchner Helmholtz-Zentrum als Betreiber der Asse
und Nachfolger des früheren Kernforschungszentrums Karlsruhe sprach von insgesamt neun
Kilogramm Plutonium. In alten Inventarlisten tauchten dagegen knapp 28 Kilogramm auf.
Doch das Helmholtz-Zentrum, das dem Bundesforschungsministerium von Anette Schavan
untersteht, hatte die Zahlen heruntergerechnet und "nachdeklariert". Daran fand die
Ministerin nichts auszusetzen. Dieses Märchen hielt bis vor kurzem. Inzwischen ist bekannt,
dass nach Erkenntnissen einer Helmholtz-Arbeitsgruppe tatsächlich nicht neun, sondern
tatsächlich jene knapp 28 Kilogramm Plutonium in dem einsturzgefährdeten Salzstock
lagern. Schavans "erstklassig kompetente" Helmholtz-Experten sprachen von einem
Übertragungsfehler.

Noch ist offen, wie sich die katastrophale Situation im Salzstock je wird lösen lassen. Die
Karlsruher und andere Fässer können nicht wieder herausgeholt werden, ohne Leib und
Leben der dortigen Arbeiter zu riskieren. Womöglich muss der Berg verfüllt werden, um den
Kollaps zu verhindern. Die Uhr tickt. Gutachter räumen ein Zeitfenster bis 2014 ein.

Zumindest in Karlsruhe soll die Atomsuppe jetzt endlagergerecht verglast werden. Zwar gibt
es immer noch kein Endlager, aber wenigstens der Verglasungsprozess soll reibungslos
laufen. Mit einem im Forschungszentrum entwickelten Schmelzofen, den die Karlsruher
gemeinsam mit einem deutschen Industriekonsortium liebend gern für teures Geld auch
nach China verkaufen würden. Das versuchen sie seit 2000. Noch haben sie keinen
Zuschlag erhalten. Die Karlsruher Verglasungsanlage dagegen darf jetzt ihren Betrieb
aufnehmen. Die Atomsuppe wird über einen Transferkanal in das neu errichtete und gegen
Flugzeugabstürze gesicherte Verglasungsgebäude gepumpt. Dass dieser Transferkanal
selbst jedoch nicht gegen Flugzeugabstürze ausgelegt ist, stört die Genehmigungsbehörden
nicht.

"Verglasung"
Die Verglasung der Karlsruher Atomsuppe sollte schon 2005 beginnen, hat sich aber immer
wieder verzögert. In der Anlage werden 60 000 Liter hochradioaktive Salpetersäure aus dem
Anfang der 90er Jahre eingestellten Wiederaufarbeitungsprogramm über einen Schmelzofen
in Glaskokillen abgefüllt und in Castor-Behältern zur Zwischenlagerung nach Greifswald
transportiert. Die Verglasung soll zwei Jahre dauern.


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Nordseehäfen schotten sich gegen Atomtransporte ab

9. September 2009, 04:00 Uhr

Bremen verweigert Umschlag von Brennelementen aus Sellafield - Cuxhavens Bürgermeister fürchtet Schaden für die Stadt


weiter:

http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article4493351/Nordseehaefen-schotten-sich-gegen-Atomtransporte-ab.html



Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv


zum weiterlesen --> http://atomausstieg.twoday.net/

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20 29439 Lüchow
<http://www.bi-luechow-dannenberg.de>;
Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
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Presseerklärung 5.09.09
"Wir schreiben Anti-Atom- Geschichte!" - Eindrucksvolle Demo und
Kundgebung in Berlin
BI Umweltschutz zieht positive Bilanz

Schon der Auftakt in Gorleben bei der Verabschiedung des Trecks nach Berlin
geriet fulminant, Menschen beklatschten und umjubelten den bunten Anti-
Atom-Konvoi auf der Strecke, schließlich ein grandioser Abschluss auf der Anti-
Atom-Demo in Berlin mit mehr als 400 Traktoren, Themenwagen und mehrere
Zehntausend Demonstranten. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-
Dannenberg (BI) zieht entsprechend eine positive Bilanz: "Wir schreiben
Geschichte, Anti-Atom-Geschichte! Wer glaubt hat, dass mit dem Thema
Energiepolitik und Atom niemand mehr hinter dem Ofen hervorzulocken ist, der
wurde heute eines Besseren belehrt." Das politische Konzept, als
außerparlamentarische Kraft im Schulterschluss mit Umweltinitiativen dafür zu
sorgen, dass sich die politischen Parteien zum Thema Atomausstieg, zu
Gorleben und für den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien
positionieren, sei voll aufgegangen.

"Vielen Menschen wird klar, die Atomkraft behindert den forcierten Ausbau
der Erneuerbaren Energien. Und die Katastrophenmeldungen aus der Asse und
Morsleben graben sich ins Gedächtnis ein, es gibt weltweit kein sicheres
Endlager. Die Wahrheit zu Gorleben setzt sich nach 30 Jahren beharrlicher Arbeit
der Umweltbewegung endlich durch, dieser Standort ist geologisch unmöglich
und politisch verbrannt. Reaktorrisiko plus Entsorgungslüge gleich
Sofortausstieg", bringt es BI-Sprecher Wolfgang Ehmke auf eine kurze Formel.

Es sei zwar klasse, dass sich SPD, Grüne und Linke zum Atomausstieg und
Gorleben positionieren.
"Doch nach der Wahl ist vor der Wahl, wir messen die Politiker nicht an ihren
Wahlversprechen, sondern an ihren Taten. Egal, welche Partei am 27.
September die Wahl gewinnt, mit uns als außerparlamentarischer Kraft muss
man rechnen. Wir werden keine faulen Atomkompromisse hinnehmen, wir
fordern den sofortigen Rückbau des Bergwerks in Gorleben."

Wolfgang Ehmke 0170 510 5606

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Frankfurter Rundschau, 4.9.09

Kernkraftwerk Neckarwestheim
AKW angeblich sicher

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat dem baden-württembergischen
Kernkraftwerk Neckarwestheim ein gutes Zeugnis ausgestellt. Das 33 Jahre alte
Atomkraftwerk sei "nach internationalen Maßstäben eine sehr gute Anlage", die
viele Merkmale einer "starken Sicherheitskultur" aufweise, sagte der
IAEA-Verantwortliche Miroslav Lipar am Donnerstag in Karlsruhe.

Das Niveau, auf dem in Neckarwestheim mit der betrieblichen Sicherheit
umgegangen werde, sei "eines der höchsten in der Welt". Der Technikvorstand des
Betreibers EnBW, Hans-Josef Zimmer, sagte, er hoffe, dass das Ergebnis "zur
Versachlichung der aktuellen Diskussion um die Kernenergie beiträgt". Die
Kernkraft sei aus Sicht von EnBW "noch lange Zeit unerlässlich".

In Neckarwestheim gab es zwei aufeinanderfolgende Bewertungen vor Ort in den
Jahren 2007 und 2009. Die in der Zwischenzeit umgesetzten "Hauptverbesserungen"
lägen bei der Arbeitssicherheit, dem Anlagenbetrieb, der Betriebsdokumentation
und der "Kontaminationskontrolle".

Der Reaktor Neckarwestheim I war 1976 in Betrieb genommen worden und ist der
zweitälteste der derzeit 17 produzierenden Atommeiler in Deutschland.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) lehnte im Juni 2008 die vom
Kraftwerksbetreiber EnBW beantragte Laufzeitverlängerung für den Reaktor "aus
Sicherheitsgründen" ab. Eine verwaltungsgerichtliche Klage der EnBW gegen
Gabriels Entscheidung ist derzeit in Mannheim anhängig.

Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sylvia
Kotting-Uhl, gab zu bedenken: "Der Bericht der IAEA kann nicht darüber
hinwegtäuschen, dass Neckarwestheim I zusammen mit Brunsbüttel und Biblis die
Pannenliste der deutschen Atomkraftwerke anführt." Außerdem sei das AKW trotz
guter Noten von der IAEA nicht ausreichend gegen Terrorangriffe geschützt. (ddp)

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Heilbronner Stimme, 02.09.09

> Aufruf zur Teilnahme an Anti-Atom-Demo

Von Andreas Tschürtz

Region Heilbronn - Die regionale Anti-Atom-Bewegung ruft zur Teilnahme an der
zentralen Demonstration am Samstag in Berlin auf. „Um deutlich zu machen, dass
nicht über die Köpfe der Bevölkerung hinweg so gefährliche Dinge betrieben
werden dürfen“, erklärt Franz Wagner vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn.
Mit Wagner reisen auch Mitglieder des BUND, des Bunds der Bürgerinitiativen
Mittlerer Neckar (BBMN) und des Aktionsbündnisses Castor-Widerstand
Neckarwestheim in die Hauptstadt – um einige zu nennen. Eine organisierte
Anreise gibt es aber nicht.

Pannenserie

Rückenwind erhält die Bewegung durch die Serie von Meldungen über Fehler bei der
Entsorgung von Atommüll: Die Regierung Kohl soll Gutachten zur Tauglichkeit von
Gorleben als Endlager manipuliert haben, in Asse wurde massiv gegen
Strahlenschutzauflagen verstoßen, dazu dringt Wasser in den angeblich trockenen
Salzstock ein und in Morsleben drohen neue Stolleneinstürze.

„Ich bin sicher, dass viele Leute bei Kernenergie ein ungutes Gefühl haben“,
sagt Wagner. „Aber sie glauben, es kommt ja doch Schwarz-Gelb und es geht
weiter.“ Daraus zu schlussfolgern, man brauche sich nicht um das Thema zu
kümmern, sei falsch. Schließlich liege der Atommüll auch vor Heilbronns
Haustüre. Dazu kommentierte unlängst ein Leser auf stimme.de: „Wir haben unser
Endlager schon, auch wenn es nur Zwischenlager genannt wird.“

Zwischenlager

Seit Dezember 2006 werden auf dem Gelände des Kernkraftwerks Neckarwestheim
ausgediente Brennelemente aus den beiden GKN-Blöcken eingelagert. Derzeit
befinden sich 32 Castoren mit zusammen 606 Brennelementen im Zwischenlager. Nach
EnBW-Angaben kommen jährlich fünf bis sechs Behälter dazu. Bis 2046 – dann endet
der genehmigte 40-Jahres-Zeitraum – könnten es 151 werden. Dass tatsächlich nach
40 Jahren Schluss ist, glaubt Franz Wagner nicht. „Es gibt ja kein Konzept für
danach.“


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Quelle / Author:
http://tilery.blogspot.com/2009/08/bei-strahlendem-wetter-am-kernkraftwerk.html

Deutschland, 25.08.2009

Castortransport 1998 - Bei strahlendem Wetter am Kernkraftwerk

Mehr als zehn Jahre sind vergangen. Zeit für einen Rückblick auf die
Anti-Castor-Demonstration am 19. März 1998 in Neckarwestheim

Völlig unerwartet klingelt am Mittwoch, den 18. März 1998, zu später
Stunde das Telefon. Die Nachricht, daß der Castor-Transport um 24 Stunden
vorgezogen wird, erreicht mich. Die Gruppe, mit der ich zur Demonstration nach
Neckarwestheim fahren wollte, trifft sich also schon heute um halb zwölf, in
genau einer Stunde. Leider muß ich mich damit abfinden, erst morgen, mit
der ersten S-Bahn, Richtung Kernkraftwerk zu reisen, da mir meine Eltern
einen Strich durch die Rechnung machen. Schließlich sollte man ausgeschlafen,
mit voller Kraft demonstrieren können. Ich suche nun alle wichtigen Dinge
wie Regencape, Wollpulli, Ersatzkleidung und Personalausweis zusammen und
stelle den Wecker auf 4:40 Uhr. Bevor ich mich schlafen lege, rufe ich noch
kurz einen Klassenkameraden über sein Handy an, der sich bereits am Platz der
Blockade befindet. Später stellt sich heraus, daß das mobile Telefon eines
der wichtigsten Gebrauchsgegenstände für solche Veranstaltungen ist. Noch
ist alles ruhig in der Umgebung des Kernkraftwerks, die ankommenden
Atomkraftgegner werden von der Polizei nur an markanten Stellen wie der
Neckarbrücke bei Kirchheim/Neckar kontrolliert. Es ist die Ruhe vor dem Sturm.

Pünktlich um 4:40 Uhr holt mich mein Radiowecker aus dem Schlaf. Sofort
bin ich wach und greife zum Telefon. Wieder informiert mich mein
handybesitzender Mitschüler über die aktuelle Lage. Es muß wohl kalt gewesen
sein für
alle, die die Nacht ohne Schlafsack verbracht haben. Die Stimmung sei aber
noch entspannt, auch wenn die Zahl der Polizisten ständig steige. Beruhigt,
noch nichts verpaßt zu haben, packe ich meinen Rucksack mit dem Nötigsten
und begebe mich zur S-Bahnstation. Es ist kurz nach Fünf, trotzdem sind mehr
Menschen auf dem Bahnsteig, als ich vermutet hätte. Wer von ihnen wohl vom
bevorstehenden Castortransport weiß? Am Hauptbahnhof steige ich in den Zug
Richtung Heilbronn. Ganz in weißes Segelzeug gekleidet mache ich wohl einen
seltsamen Eindruck auf die Zugführerin, die der einzige Mensch bleibt, der
mir während der Fahrt begegnet. Am Kirchheimer Bahnhof treffe ich die
ersten Gleichgesinnten, die jedoch erstmal den Weg zum nächsten Bäcker
einschlagen. Im Morgengrauen laufe ich die etwa drei Kilometer lange Strecke,
vorbei an Polizeiwagen und Bundesgrenzschutzbeamten. Niemand kontrolliert mich,
keiner fragt mich, nichts. Auf dem Weg kommt mir eine Kolonne von 26
Polizeiwagen entgegen, auf denen, zu meiner Verwunderung, das Kennzeichen von
Freiburg prangt. Was für ein Überaufgebot erwartet mich wohl am Tor 2? Wer von
Kirchheim kommend zum Kraftwerk will, muß zuerst über die extra für die
Atommülltransporte erbaute Neckarbrücke und dann am einem Weinberg
hinaufgehen. Sobald man den Hügel überwunden hat, liegt einem ein Tal zu Füßen, in
dem die Sonne nur sehr selten scheinen kann, da der Wasserdampf des Kühlturms
alles in grauweißen Nebel hüllt. Ein Mann mit Fahrrad nimmt mich den
letzten Kilometer auf seinem Gepäckträger mit. Es geht nur bergab, vorbei am
Personaleingang und der tristen Betonmauer mit Stacheldraht, die das gesamte
Areal umgibt.

Sonnenaufgang zwischen Flötenspiel und Übertragungswagen

Endlich bin ich am Ziel, am Horizont wird es heller, der Sonnenaufgang
kündigt sich langsam an. Auf der Zufahrtsstraße sitzen und liegen etwa 80
Demonstranten, die sich keineswegs von der anwesenden Hundertschaft
beeindrucken lassen, die in einer Reihe stehend den Zugang versperrt. Ein
Übertragungswagen des Fernsehsenders RTL steht mitten im Geschehen; vor ihm sind
Scheinwerfer aufgebaut, um jede Minute aufnehmen zu können. Aus meiner Schule
sind zirka 30 Leute seit 1 Uhr hier, die Müdigkeit steht ihnen im Gesicht
geschrieben. Man hört Gitarren- und Flötenspiel, bis jetzt ist alles friedlich.
Kein einziger gewaltbereiter Autonomer ist zu sehen, die meisten
Anwesenden hoffen, daß das auch so bleibt. Sobald die Sonne zum Vorschein kommt,
wird es spürbar wärmer. Die Polizisten, die die Grenze zwischen Gut und Böse
bilden, werden regelmäßig abgelöst. Nach einigen Stunden sind die Gesichter
der einzelnen Gesetzeshüter vertraut. Es kommt sogar zu ausführlichen
Wortwechseln zwischen Demonstranten und der Polizei. Es gibt da Männer in Grün
aus Karlsruhe, Mannheim, Freiburg und vom Bodensee. Man hat den Eindruck, als
ob das gesamte Polizeiaufgebot Baden-Württembergs in Neckarwestheim
eingetroffen ist. Die Frage nach den dadurch anfallenden Kosten traut man sich
gar nicht erst zu stellen. Beantworten kann sie so oder so niemand, da keiner
wirklich Bescheid weiß. Jeder Polizist, mit dem man spricht, sagt, daß er
halt hier sei, weil er´s müßte. Es scheint fast so, daß manche gar nicht
wüßten, weshalb sie eigentlich hier sind. Auch auf die Frage nach dem
Zeitpunkt des Transportbeginns werden nur Vermutungen ausgesprochen. Uns soll´s
nicht stören. Der momentan bekannte Termin ist 16 Uhr.

Bei Musik Daumen drücken für die Tunnelgräber

Gegen halb elf Uhr trifft ein mit Rapsöl-Diesel betriebener Kleinbus ein,
der einen sehr interessanten Anhänger zieht: eine solarbetriebene
Musikanlage. Die Musik läßt das während des Wartens leicht gesunkene
Stimmungsbarometer schlagartig steigen. Um halb zwölf erreicht uns die
Nachricht, daß sich
zwei Atomkraftgegner unter der B27 zwischen Kirchheim und Walheim in einem
selbstgegrabenen Tunnel festbetoniert haben. Diese Meldung ruft
Verwunderung, aber gleichzeitig auch Begeisterung hervor. Man hört Stimmen, die von
einer List der Polizei sprechen. Um mich von der Wahrheit zu überzeugen,
mache ich mich mit drei Schulkameraden per Anhalter auf den Weg Richtung
Walheim. Tatsächlich stehen schon einige Einsatzfahrzeuge der Polizei am
Straßenrand. Der Tunnel ist etwa fünf Meter lang und hat einen Durchmesser von
ungefähr 80 Zentimetern. Ratlose Polizisten und wißbegierige Reporter stehen
vor dem Eingang des Erdlochs. Mit Hilfe einer Taschenlampe lassen sich
deutlich zwei Paar Schuhe erkennen, ein Rohr für Frischluft ragt aus der
Überraschungstat der beiden Maulwürfe. Nachdem wir alles gesehen haben, trampen
wir wieder zurück zum Kernkraftwerk. Ein Mitglied des Aktionsbündnisses nimmt
uns mit und trägt uns auf, allen Blockierern mitzuteilen, daß die
Neckarbrücke ab 13 Uhr für Fußgänger geschlossen wird. Diese Nachricht deutet auf
die aufkommende Nervosität der Einsatzleitung hin. Der Tunnel hat wohl das
Konzept ziemlich durcheinander gebracht. Als wir den Blockierern vor Tor 2,
deren Zahl auf etwa 200 gestiegen ist, vom Tunnel berichten, erntet die
Untertunnelungsaktion lauten Beifall.

Unterdessen befindet sich ein sogenannter Betreuer und eine
Polizeipsychologin als Vermittler zwischen Demonstranten und Polizei vor Ort.
Die beiden
suchen das Gespräch, vor allem mit Schülern. Nach einigen Sätzen hat man
den Eindruck, sie wollen einem nur ins Gewissen reden, damit einige Zuhörer
den nächsten Zug nach Hause nehmen und sich das Abenteuer im Fernsehen
anschauen statt hier weiter zu demonstrieren. Glücklicherweise machen die beiden
ihren Job so schlecht, daß selbst der ängstlichste Blockierer merkt, was
hier wirklich gespielt wird.

Plötzlich fahren etwa zehn Wannen, das sind größere Polizeibusse, an der
blockierten Einfahrt vorbei. Die bis dahin friedlich wartende Menge fühlt
sich provoziert, und manche beginnen mit ´Haut ab, haut ab!´-Rufen. Im Gelände
des Kraftwerkes sammeln sich zusehends mehr Polizisten, ein Zeichen, daß
der Beginn des Transportes immer näher rückt. Es ist gerade mal halb drei,
die Zahl der anwesenden Reportern und Fernsehteams wächst, der Tunnel unter
der Bundesstraße ist noch lange nicht geräumt. Kein Grund zur Panik also!

Wer jetzt ein Gespräch mit dem Demonstrationsbetreuer der Polizei beginnt
und den Tunnel erwähnt, muß sich wundern: ´Die Schwertransporter fahren da
trotzdem drüber!´ Wie bitte? 130 Tonnen schwere Castoren über eine
untergrabene Straße, bei der niemand genau weiß, wieviel Untergrund weggeschaufelt
wurde? ´Wir halten den Zeitplan ein!´ meint er jetzt. Doch um 16 Uhr tut
sich nichts, was auf den Beginn des Transportes hinweisen könnte. Die
Ablösung der Wach-Hundertschaft ist das einzige Zeichen für die sich zuspitzende
Lage: erstmals am heutigen Tag tragen die Beamten Schlagstöcke, noch lächeln
sie freundlich wie ihre Vorgänger.

Hinsetzen bevor es ernst wird

Trotzdem hat sich was verändert. Langsam aber sicher rücken die Sitzenden
näher zusammen, drumrumstehende Demonstranten setzen sich dazu. Im Innern
des Kraftwerkgeländes sammeln sich unzählige Hundertschaften, teilweise mit
Schlagstöcken, Schutzschilden und Helmen ausgerüstet.

Die Spannung steigt noch mehr, als ein Polizeiwagen mit Megaphon in
sicherem Abstand vor der Sitzblockade hält. Es wird still. Da ertönt eine
quäkende Stimme: ´Achtung, Achtung. Hier spricht die Polizei. Das Landratsamt
Heilbronn...´ Der Rest geht im Geschrei und unter den Pfiffen der Demonstranten
unter. Das war also die erste Aufforderung, die Fahrbahn zu räumen. Keiner
verläßt seinen Platz. Die demonstrierende Menge wächst zusammen,
verschwörende Worte werden gewechselt, jemand beginnt einen monotonen Gesang,
in den
alle einstimmen. Die Fernsehteams kämpfen um die besten Plätze, während
niemand die zweite Aufforderung des Herrn im Polizeiwagen hört. Die Stimmung
ist unbeschreiblich, alles ist so unvorhersehbar spannend. Auch die dritte
Aufforderung geht im Getöse unter. Nach einer kurzen Pause hört man die
Worte: ´Die Polizei wird keine weiteren Anweisungen mehr aussprechen!´ Es kann
losgehen. Hinter der in Reihe stehenden Hundertschaft haben sich Polizisten
in einer Zweierreihe aufgestellt, das kann ja nichts Gutes heißen. Mit
Plexiglasschilden bewaffnete Beamte stellen sich seitlich der Sitzblockade
entlang auf. Einkesseln, schießt es mir durch den Kopf. Doch dann kommt alles
anders.

Je zwei Polizeimeister packen einen Sitzenden und führen oder tragen ihn
weg. Da ich in der zweiten Reihe sitze, bin ich einer der Ersten, die
abgeführt werden. Langsam gehe ich zwischen meinen beiden Abschleppern ins
Ungewisse. Denn was jetzt kommt hätte niemand vermutet. Unsere Personalien werden
aufgenommen, Taschen und Rucksack durchsucht, jeder von uns bekommt
Handfesseln, besser gesagt dicke Kabelbinder um die Handgelenke.

Eine Busfahrt hinter Gittern

Mit Händen auf dem Rücken werden wir gruppenweise zu Gefängniswagen
geführt und reingesetzt. In meinem Wagen, einem total vergitterten VW-Bus, sitzen
bereits ein Freund von mir sowie zwei Studentinnen aus Würzburg. Ein
Kripobeamter aus Heidenheim betreut uns. Er muß den Job des Aufsehers zum Glück
nur einmal im Jahr machen, erzählt er uns. Immer noch gefesselt fahren wir
los. Quer durchs Kernkraftwerk zum Personalausgang hinaus. Vor uns wie
hinter uns Busse mit Gefangenen, die vor kurzem noch friedlich demonstrierten.
Von der Neckarbrücke bis zum Abzweig nach Walheim stehen grüne Männer und
Frauen Schulter an Schulter am Straßenrand. Man fühlt sich so wichtig und
bewacht wie ein Schwerverbrecher. Lange dauert die Fahrt, erstaunlich weit
weg vom Ort des Geschehens werden wir Demonstranten gebracht. Von unserem
betreuenden Kripobeamten erfahren wir unser Ziel: ein Sammellager in einer
Turnhalle in Talheim. Auf dem Parkplatz dieser Sporthalle stehen schon einige
Polizeifahrzeuge. Jetzt zeigt sich, was für Glück wir mit unserem Betreuer
haben, denn wir sind die einzigen Gefangenen, die ihre Rucksäcke öffnen und
vespern dürfen. Sogar das Telefonieren mit dem Handy meines Freundes wird
uns gestattet, während sich die Insassen eines anderen Busses durch
gemeinsames Hin- und Herschaukeln bemerkbar machen, damit wenigstens die
Fahrzeugtür für Frischluft geöffnet wird. Obwohl wir der vierte Bus sind,
müssen wir
fast drei Stunden im ungeheizten Auto warten. Wer in dieser Zeit auf die
Toilette muß, wird von zwei Polizisten vom Wagen abgeholt und bis in die
Kabinen begleitet. Jeder rechnet damit, die Nacht in Gefangenschaft zu
verbringen, da wir warten müssen, bis die Castoren auf dem Schienenweg
Baden-Württemberg verlassen haben.

Endlich sind wir an der Reihe. Erneut werden wir durchsucht, alle
Gegenstände müssen wir abgeben, auch das Geld wird gezählt - bei mir waren es
genau 72 Pfennige - und eingesackt. Nach den bürokratischen Formalitäten wird
unsere Sünderkartei im Computer begutachtet. Leider wird bei keinem unserer
Gruppe ein einschlägiger Gesetzesbruch gefunden. Mein ständiger Bewacher
freut sich auf den lang ersehnten Feierabend - es ist mittlerweile 21:12 Uhr -
und führt mich in die mir riesig erscheinende Turnhalle. Ein wirklich
seltsames Gefühl, ohne Fesseln oder Bewacher zu laufen.

Die Stimmung unter den jugendlichen Castorgegnern ist recht gut, wenn man
bedenkt, daß manche schon seit knapp 40 Stunden ohne Schlaf ausharren. Es
gibt trockenes Brot und Landjäger, die selbe Nahrung für Polizisten und
Gefangene. Wahrscheinlich die einzige Gemeinsamkeit an diesem Tag.


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Boennigheimer Zeitung, 25. AUGUST 2009
>Ärzte gegen Atomkraftwerk

Berthold Spahlinger erinnert an Resolution aus dem Jahr 2007
Die Zukunft der Atomkraftwerke beschäftigt die Menschen. Ärzte fordern seit
langem den Stopp des Kraftwerks Neckarwestheim.
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GKN Neckarwestheim: Block I soll zu schwach sein, um Terrorangriffen standhalten
zu können. Foto: Archiv/Martin Kalb
GKN Neckarwestheim: Block I soll zu schwach sein, um Terrorangriffen standhalten
zu können. Foto: Archiv/Martin Kalb
Berthold Spahlinger, Arzt für Allgemeinmedizin in Hohenhaslach, ist auf der
politischen Bühne im Landkreis kein Unbekannter. Bis vor kurzem war er noch
Kreistagsmitglied und hat in den vergangenen Jahren frank und frei den Finger in
so manch eine Wunde gelegt. Sei es, als es um den Zustand des medizinischen
Personals in den Krankenhäusern ging, sei es beim Thema Atomenergie. Er ist das
ein oder andere Mal übers Ziel hinausgeschossen, werden seine Kritiker
einwenden. Immerhin hatte er ein Ziel, könnte man entgegnen.

Spahlinger, Oberfeldarzt der Reserve und in dieser Funktion seit August 2007
beauftragter Sanitätsstabsoffizier für zivil-militärische Zusammenarbeit im
Gesundheitswesen für das Kreisverbindungskommando im Landkreis, ist
ausgesprochener Gegner des Kernkraftwerks (KKW) in Neckarwestheim.

Ein Kreis aus Ärzten aus dem Stromberg, die sich Ärztlicher Qualitätszirkel
Stromberg oder Hohenhaslacher Tafelrunde nennen, haben in einer Resolution vom
Dezember 2007 die umgehende Stilllegung des Kernkraftwerks Neckarwestheim
gefordert. Dies vor dem Hintergrund einer damals bekannt gewordenen und viel
beachteten Studie, laut dieser die Kinderkrebshäufigkeit im Einzugsbereich von
KKW überdurchschnittlich hoch sei. In der Resolution wird die Kreisverwaltung
scharf angegriffen: "Die Ignoranz und das Desinteresse der Kreisbehörde, die
immer wieder betont, dies sei alles nicht ihre Sache, sind unerträglich und
nicht mit der Fürsorgepflicht eines Landrats beziehungsweise Ersten
Landesbeamten zu vereinbaren." Laut Spahlinger hätten die Behörden darauf nicht
einmal reagiert.

Der Arzt legt nach. Über die permanente Gefährdung durch die Betriebsstrahlung
und eventuelle Lecks hinaus bestehe in jüngster Zeit noch eine viel größere
Bedrohung: "Die Gefahr des provozierten Super-GAUs durch Terroraktionen aus der
asymmetrischen Bedrohung heraus." Er befindet sich damit argumentativ auf der
Linie der Grünen, der Linken, des Bundes für Naturschutz und Umwelt (BUND) oder
des Bundes der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar.

Die Grünen im Landtag haben im Juni Umweltministerin Tanja Gönner (CDU)
aufgefordert, zwei bislang als vertraulich eingestufte Gutachten der
Internationalen Länderkommission Kerntechnik (ILK) aus dem Jahr 2002
offenzulegen. Laut Gutachten könnten von den damals 19 in Deutschland
betriebenen Atomkraftwerken nur drei einer terroristischen Attacke durch ein
Verkehrsflugzeug standhalten. Block I des Gemeinschaftskraftwerks in
Neckarwestheim und auch Phillipsburg I gehörten nicht dazu. Die dortigen Meiler
könnten weder dem Absturz kleiner Kampfflugzeuge noch Terrorangriffen mit einem
Passagierflugzeug standhalten. Die Forderung der Grünen: Die Atommeiler
schneller abschalten.
Redaktion: ARMIN SCHULZ


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Heilbronner Stimme/lsw, 24.08.2009
>Neckarwestheims Meiler wegen Revision vom Netz

Neckarwestheim - Wegen der jährlichen Revision ist Block II des Kernkraftwerks Neckarwestheim am Wochenende vom Netz genommen worden. Während der turnusmäßigen Überprüfung und Instandhaltung werden auch 48 der insgesamt 193 Brennelemente ausgetauscht, wie der Betreiber EnBW am Montag in Karlsruhe mitteilte.

Wie lange die am Samstag begonnenen Arbeiten dauern, sagte eine Sprecherin des Energiekonzerns nicht. Neben Experten der Kraftwerks in der Nähe Heilbronns arbeiteten rund 1100 Angestellte von Spezialfirmen an der Revision mit. Rund 3000 einzelne Aufgaben sind zu erledigen.

Der 1989 ans Netz gegangene Druckwasserreaktor hat eine Leistung von 1400 Megawatt. Zusammen mit dem älteren Block I erzeugt die Anlage am Neckar rund die Hälfte des Strombedarfs in Baden- Württemberg. Der erste Block von 1976 wurde zuletzt im Oktober 2008 gewartet. Er müsste nach den Regelungen des Atomausstiegs spätestens im Frühjahr 2010 vom Netz gehen.

Vor drei Wochen hatten Videos für Aufsehen gesorgt, mit denen ein Ex-Mitarbeiter eklatante Sicherheitsmängel bei dem Atomkraftwerk belegen wollte. Die Atomaufsicht hielt die Vorwürfe jedoch für nicht haltbar. Gegen den Mann ermittelt die Staatsanwaltschaft nach einer Anzeige der EnBW wegen des Verdachts der versuchten Erpressung. Im Juni hatten zudem rund 1600 Menschen für eine Abschaltung von Block I vor dem Kraftwerk demonstriert. lsw