Dabei zweifeln selbst Experten nicht mehr daran, dass in Bure, knapp 230 Kilometer von Trier entfernt, ein atomares Endlager entstehen wird. Bei der EU-Komission hält man es für "sehr wahrscheinlich", dass zumindest in der Nähe des 500 Meter tief in der lehmigen Erde gebohrten Versuchslabors ein Endlager entstehen würde. Das bestätigen Nuklear-Sicherheitsexperten der Kommission unserer Zeitung. Das 100-Einwohner-Dorf Bure sei ein idealer Standort für das Lager, und eine Alternative zur unterirdischen Endlagerung gebe es auch nicht. Das sei die sicherste und beste Form der Entsorgung des Atommülls.
Ohnehin hält man bei der in Luxemburg sitzenden Nuklearsicherheits-Behörde Atomkraft für sicher. Als Beispiel dafür wird ausgerechnet der Zwischenfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark genommen. Dass dabei nichts Schlimmeres geschehen sei, zeige, dass Atomkraft mittlerweile beherrschbar sei.
Seit sieben Jahren wird auf der 17 Hektar groÃen Fläche bei Bure in der Nähe von Bar-le-Duc gebohrt und gegraben. Im Jahr 2004 begannen in dem 500 Meter tiefen Stollen Versuche, ob sich die 40 bis 50 Meter dicke Lehm-Ton-Schicht für die mehrere 100 000 Jahre lange Lagerung des Atommülls eignet. Mehr als 100 Millionen Euro wurden bereits in das Projekt investiert. In diesem Jahr musste die Betreibergesellschaft Andra erste Ergebnisse über die Tauglichkeit des Stollens liefern. Bis 2015 soll dort noch geforscht werden. Es ist das einzige Projekt dieser Art in Frankreich.
Wenn sich herausstelle, dass das Gestein dort nicht sicher genug für eine Lagerung sei, müsste nach Alternativen gesucht werden, sagen die EU-Atomexperten. Eigentlich sollte es noch zwei weitere derartige Versuchslabors geben, doch die französische Regierung verzichtete auf die Suche nach zusätzlichen Standorten. Auch das spricht dafür, dass in Bure in spätestens neun Jahren mit der Lagerung des Atommülls begonnen wird.
"Gegen die Bürger geht da nichts mehr"
Die Gegner der Anlage befürchten, dass die Bürger bei der Entscheidung nicht mitreden können. Das sieht man bei der Nuklear-Sicherheitsbehörde der EU-Kommission jedoch anders: Der Betreiber komme vor Errichtung einer solchen Anlage nicht um eine intensive Bürgerbeteiligung herum, heiÃt es dort. "Gegen die Bürger geht in demokratischen Staaten in diesem Bereich nichts mehr", sagte ein Mitarbeiter der Behörde. Selbst in Frankreich, das bislang eher auf das Einbinden der Bevölkerung verzichtet habe, habe ein Umdenken eingesetzt.
Als Beispiel für
die Offenheit der Betreibergesellschaft Andra nennt man bei der
EU-Kommission, dass man regelmäÃig die Tore der Anlage für
Interessierte öffnet. Erst kürzlich fand ein Tag der offenen Tür statt.
Knapp 1500 Besucher aus der Umgebung besichtigten das Versuchslabor.
Zumindest in Frankreich stehe die Bevölkerung weit gehend hinter der
Anlage, glaubt man bei der Nuklear-Sicherheitsbehörde der
EU-Kommission, zumal dadurch in einer strukturschwachen Region
Arbeitsplätze geschaffen würden.
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zur Erinnerung Gemeinsame Erklärung der „Stop-Bure-Gruppe-Trier“ und
der „Aktion 3.
Welt Saar“ zum Atomprojekt Bure / Lothringen vom 31.7.2006:
Regierungen in Mainz, Luxemburg und Saarbrücken sollen ihr Schweigen
zum
Atomprojekt Bure aufgeben und Stellung beziehen
Atomprojekt Bure gehört auf die Tagesordnung in der GroÃregion
„Während mitten in Europa im lothringischen Bure mit dem geplanten
Atommüll-Endlager das neben dem Atomkraftwerk Cattenom gröÃte
Atomprojekt entsteht, hüllen sich die Landesregierungen von
Rheinland-Pfalz, dem Saarland und die luxemburgische Regierung fast
schon demonstrativ in Schweigen und glänzen durch Nichtstun.“ So
kommentiert Markus Pflüger von der Stop-Bure-Gruppe aus Trier das
Agieren in Mainz, Luxemburg und in Saarbrücken.
Gemeinsam mit der
„Aktion 3. Welt Saar“ hatte die „Stop-Bure-Gruppe-Trier“ am Wochenende
an dem 2. Widerstandsfestival in Bure teilgenommen. Dort trafen sich
über 1.000 Atomgegner aus Frankreich, Deutschland, Luxemburg, den
Niederlanden und der Schweiz und vereinbarten eine intensivere
Zusammenarbeit. „Es ist schon kurios, dass das Thema Bure bei den
Treffen der GroÃregion Lothringen-Luxemburg-Saarland-Rheinland-Pfalz
keine Rolle spielt. Offenbar existiert diese GroÃregion nur auf dem
Papier und im gepflegten Büroambiente regelmäÃiger Sitzungen. Wir
brauchen aber keine Sitzungsbürokratie sondern handelnde
Parteipolitiker/innen“, so Ingrid Röder von der „Aktion 3. Welt Saar“.
In Bure, das 150 km von der deutschen Grenze entfernt liegt, werden
seit
1999 auf einem 15 Hektar groÃen Gelände Erkundungsbohrungen für ein
atomares Endlager durchgeführt. Um möglichen Widerstand zu besänftigen,
sind bereits jetzt reichlich „Subventionen“ geflossen. Ein ähnlicher
Geldregen für die innerörtliche Infrastruktur ging in den 80’er Jahre
auf die lothringische Gemeinde Cattenom nieder.
An der „Erforschung“
des
Atommüll-Endlagers in Bure sind auch deutsche Firmen beteiligt. Zuletzt
stimmte das französische Parlament mehrheitlich für die unterirdirsche
Lagerung von Atommüll. Ganze 19 von 577 Abgeordneten waren anwesend.
Das
ist eine Vorentscheidung für Bure, denn von ursprünglich drei
Standorten
wird nur noch Bure „erforscht“. Für die „Stop-Bure-Gruppe-Trier“ und
die
„Aktion 3. Welt Saar“ ist die atomare Energiegewinnung ein Fass ohne
Boden. Denn bei keiner anderen Form der Energiegewinnung fällt ein so
hochgiftiger Abfall an, der in über 10.000 Jahren noch Mensch und
Umwelt
gefährdet. Wer Atommüll-Endlager baut, stellt sich selbst einen
Persilschein für den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken aus.