Aktionsbündnis-Newsletter vom 07. Juni 2025

Weiterlesen: Nach der Wahl: Infos zu aktuellen...Die neue Bundesregierung hat sich konstituiert und ist gestartet.
Uns interessiert natürlich, welche Vorstellungen jetzt zu den energiepolitischen Themen vorhanden sind und was konkret geplant wird. Hier die Fakten und unsere Meinung.


Themen in unserem Newsletter (hier als *.pdf-Version):
- Aktuelles zu Stromerzeugung
- Ziele der Energiepolitik von CDU/CSU und SPD- Energiewende: wie weiter?
- EU-Taxonomie aktuell: grünes Label für Atom und Gas

Liebe Atomkraftgegner*innen und Energiewender*innen,

heute schicken wir Euch im Anhang unseren neuen Info-Newsletter.

Themen in diesem Newsletter sind:
- Energiefrage im neuen Koalitionsvertrag
- Stellungnahmen Bündnis Bürgerenergie zu Strommarktdesign der Zukunft
   und Energy Sharing
- Aktuelles zur Entwicklung der Energiewende
- POP-UP-Museum und -Ausstellung
   „KERNgeschichten Neckarwestheim“ 15.05. – 15.06.25
- Filmtipp und Termine

Wir wünschen Euch eine informative und aufschlussreiche Lektüre!
Beste Grüße, Euer Aktionsbündnis

> download: abc-Info-Newsletter 22.04.2025 (*.pdf)

Themen in unserem Newsletter - im Anhang als *.pdf:
- 11. März - Jahrestag der Fukushima-Katastrophe - Mahnwache in LB am 15.3.
- Marbach: neues fossiles EnBW-Kraftwerk als „ Netzstabilitätsanlage“
- „Green Deal“ in Europa - aktueller Stand
- Aktueller Stand der Energiewende in Deutschland

Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,
nachdem die Ampel-Regierung vollends an die Wand gefahren war, ging die politische Rückwärtsspirale voll los. Es gab einen gesellschaftspolitischen Rechtsruck, den wir uns bisher in dieser Form nicht vorstellen konnten und wir befanden uns im Wahlkampf in rassistischen Turbulenzen.

Die menschenfeindliche Hetze der AfD gegen Migrant*innen wurde von CDU/CSU, FDP und auch BSW übernommen, ja, von Merz und Söder dann noch übertroffen. Dies illustriert mit Aussagen, dass Menschenrechte und bestehende Gesetze in Europa und in Deutschland nicht mehr gelten sollen. Merz inszenierte mit der AfD gemeinsame Politik im Bundestag. Es fand eine pauschale Verurteilung und Ausgrenzung von allen Migrant*innen statt. Die Attentate von Einzelnen (psychisch Kranken) dienten dann nur als Vorwand, eine migrations- und europafeindliche Politik zu propagieren.

Die Quittung gab es bei der Bundestagswahl - allerdings nicht wie von den bürgerlichen Hetzern erwartet. Die FDP fliegt aus dem Bundestag, CDU/CSU lagen statt Höhenflug unter 30% und die AfD als Original war Wahlsieger. Sie hat in allen neuen Bundesländern noch einmal deutlich in Richtung 40% zugelegt und hat dort überall doppelt so viele Stimmen wie die CDU als nächste Partei. Und sie ist in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz jetzt die zweitstärkste Kraft geworden, in Hessen beinahe.
Gewählt wurde das völkische Original!

In diesem Zusammenhang laden wir Euch zu den „Ludwigsburger Wochen gegen Rassismus“ vom 17. – 30.03.25 mit dem Motto „Menschenwürde schützen“ ein:
https://www.lb-gegen-rassismus.de

Einen weiteren Rechtsruck zurück zu Fossilen und Atom gab es bei allen energiepolitischen Themen. Die Energiewende wurde und wird gezielt verteufelt, als Sündenbock für hohe Preise herangezogen und massiv ausgebremst. Dazu weiter unten noch Details.

abc Info-Mail CASTOR-Philippsburg

Heute Abend (17. November) eine kurze Info als Vorabmeldung zum anstehenden CASTOR-Transport. Nach den uns aktuell vorliegenden Informationen erwarten wir, dass der CASTOR-Zug bereits morgen, spätestens am Dienstag, 19.11. oder am Mittwoch, 20.11. in Frankreich los fährt! Die Zugfahrt bis zur Grenze dauert ca. 15 – 19 Stunden. Offen ist die Frage der Strecke: kommt er über Kehl, Lauterbourg/Wörth oder Forbach/Saarbrücken?
Stellt Euch bitte auf diese Zeitschiene ein.

Protest gegen diese sinnlose Atommüllverschiebung
Wir haben eine Dauermahnwache am Bahnhof in Philippsburg angemeldet. Mit der Abfahrt des Zuges informieren wir Euch über den genauen Start der angemeldeten Dauermahnwache - wie sie dann besetzt ist: Mahnwache Philippsburg Güterhallenstraße, neben Bahnhofsgebäude.
Zieht Euch warm an und nehmt alles mit was ihr benötigt, um beim Protest auch länger dabei sein zu können.
Unter https://x.com/nocastorphb erreicht Ihr die Südwest-Inis. Hier aktuelle twitter-Infos zum Transport!

Newsletter des Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
https://neckarwestheim.antiatom.net
13. November 2024

Unsere Themen heute:

- hochradioaktiver CASTOR-Transport La Hague/Frankreich nach Philippsburg
- aktueller Stand Energiewende und unsere Forderungen


Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,

Nach unseren Informationen soll bereits nächste Woche (Woche vom 18.11.24) der Schienentransport mit hochradioaktivem Atommüll in den 4 CASTOREN von La Hague nach Philippburg bei Karlsruhe stattfinden. Die Südwestdeutschen Anti-Atominitiativen protestieren gegen diese sinnlose Atommüllverschiebung von A nach B, da die Langzeitlagerung vollkommen ungeklärt ist.

Wir haben eine Dauermahnwache am Bahnhof in Philippsburg angemeldet und rufen dazu auf zum Protest zu kommen. Achtet auf die Hinweise auf der Homepage: www.antiatom.net

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Zug spätestens am Mittwoch nächster Woche losfahren und am Donnerstag in Deutschland ankommen.
Mahnwache Philippsburg Güterhallenstraße, neben Bahnhofsgebäude.

Mittwoch, 20.11.2024, 09:00 Uhr bis 22:00 Uhr, Donnerstag, 21.11.2024,  07:00 Uhr bis 22:00 Uhr, Freitag, 22.11.2024, 07:00 Uhr bis 22:00 Uhr.

Einen Rückblick zu den Protestaktionen am vergangenen Samstag findet Ihr ebenfalls auf der Homepage der Südwestdeutschen Anti-Atom-Inis unter www.antiatom.net .

Warum protestieren wir?

Atommülllagerung:
Seit Dezember 2022 steht laut der zuständigen Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) fest, dass ein Standort frühestens 2046, realistisch bis 2068 gefunden werden kann. Das Ökoinstitut geht sogar von 2074 aus. Das bedeutet, dass sich die Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle in ein  tiefengeologisches Lager bis ins nächste Jahrhundert hinziehen wird. Um die größtmögliche Sicherheit der Bevölkerung und der Umwelt zu gewährleisten, müssen daher die Gefahren der Langzeit-Zwischenlagerung deutlich ernster genommen werden. 

Zwischenlagerung:

Die sogenannten Zwischenlager sind für 40 Jahre ausgelegt und genehmigt. Die ersten Genehmigungen laufen bereits 2034 aus. Die Genehmigung für das Zwischenlager Philippsburg läuft 2047 aus. Und danach? Statt für maximal 40 Jahre muss der hochradioaktive Strahlenmüll noch mindestens 100 Jahre zwischenlagern. Bisher gibt es kein Konzept dafür, wie man die Sicherheit der Castor-Behälter und der Lager für einen so langen Zeitraum sicherstellen kann. Nach dem Abschalten der Atomkraftwerke gibt es an keinem Standort mehr eine Reparaturmöglichkeit für CASTOREN. Das offizielle Konzept „Aufschweißen eines weiteren Fügedeckels“ reicht überhaupt nicht aus im Ernstfall den Austritt von Radioaktivität zu verhindern und die Transportfähigkeit von hochradioaktiven CASTOR-Behältern sicher zu stellen.

Sogenanntes Endlager:

Die ursprüngliche Zeitplanung nach dem Endlagersuchgesetz von 2017: „Die Festlegung des Standortes wird für das Jahr 2031 angestrebt.“ [StandAG § 1, Absatz 2, Satz 5]
Offizielles Ziel war es, das tiefengeologische Lager für hochradioaktive Abfälle 2050 in Betrieb zu nehmen. Dies war eine politische Festlegung mit einem vollkommen unrealistischen Zeitrahmen um zu signalisieren, „das Thema Atommüll ist geklärt“. Diese Zeitfahrplänesind vollkommen geplatzt, siehe oben.

Aktuell ist noch komplett unklar, ob das Endlager sich in Salz, Ton oder Granit befinden wird. Somit gibt es auch noch keinen Castor-Behälter für das Endlager, da dieser vom Wirtsgestein abhängt. Es muss also neben der Suche für ein Endlager auch ein endlagerfähiger Castor-Behälter entwickelt werden. Klar ist, wenn ein Standort gefunden wird, muss dieser noch als Bergwerk ausgebaut und anschließend alle CASTOREN transportiert, umgepackt und eingelagert werden. Dies dauert mindestens noch einmal 50 - 70 Jahre, d.h. alle bundesweiten Zwischenlager werden zu unsicheren Langzeitlagern, bis weit ins nächste Jahrhundert. Neben den zentralen Zwischenlagern in Ahaus, Gorleben und Greifswald/Lubmin sind zwölf Lager an AKW-Standorten in Betrieb.

Deshalb lehnen wir diesen sinnlosen Transport ab. Der Atommüll soll so lange in La Hague im Abklingbecken bleiben, bis es eine Langzeitlagermöglichkeit in Deutschland gibt.
Für die Zwischenlager fordern wir ein gesellschaftlich akzeptiertes Gesamtkonzept, das dafür sorgt, dass die hochradioaktiven Abfälle über einen Zeitraum von 100 Jahren möglichst sicher zwischengelagert werden können!

 

Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,

Wie ist der aktuelle Stand der Energiewende und wie muss es rasch weitergehen?

Die erneuerbare Stromerzeugung hat in diesem Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Nach den Zahlen des statistischen Bundesamtes haben wir jetzt 61% erneuerbaren Strom!

Davon beträgt der Anteil Wind ein Drittel, die Photovoltaik liegt bei 14% mit der Tendenz weiter ansteigend. Allerdings gibt es immer noch 20% Kohlestrom und die politische hick-hack-Diskussion zum Ausstieg spätestens 2035 ist in vollem Gange. Der Gesundheits- und Klimaschutz tritt immer mehr in den Hintergrund.

Vor 20 Jahren ist die erneuerbare Stromerzeugung durchgestartet. Und von 2010 bis 2017 gab es jährlich einen ansteigenden Zubau an neuen Windrädern und Photovoltaikanlagen. Dies als dezentrale Energiewende mit vielen Akteuren „von unten“. In Bürgerhand, mit Genossenschaften, GBRs, Solarvereinen auch Stadtwerken und seit neustem mit der Industrie. So haben wir inzwischen 29.000 Windräder an Land und insgesamt 4,4 Millionen Photovoltaik-Anlagen die umweltfreundlich und preisgünstig Strom erzeugen. Und mit Stand August 2024 schon 700.000 Balkonkraftwerke am Start.

Ausbremsregelungen ab 2017

Diese vorwiegend dezentrale Energiewende ist viele Jahre lang ohne die bisherigen Konzerne realisiert worden. Ihnen gehörten nur 6% der erneuerbaren Anlagen. Im Jahr 2015 sind diese dann „aufgewacht“ und haben politisch interveniert. Erfolgreich, dann im Jahr 2017 traten dann massive Ausbremsregelungen zur weiteren Energiewende in Kraft.

Es wurde ein Ausschreibungszwang über die Bundesnetzagentur für jedes Windrad, jeden Windpark und große PV-Anlagen eingeführt. Gleichzeitig in mehreren Schritten die Einspeisevergütungen gesenkt und angekündigt dies zukünftig kurzfristig weiter zu tun. So wurde politisch die „Energiewende von unten“ ausgebremst und eine Verunsicherung geschaffen, wie es weiter geht.

Denn zum Bau neuer Anlagen ist eine planbare Sicherheit über Vergütungen für 20 - 25 Jahre notwendig.
Die Folge war, dass der Zubau Wind an Land seit 2017 massiv eingebrochen, in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg (6 neue Windräder 2024)und Bayern (4 neue Windräder 2024) so gut wie zum Stillstand kam. Dies gilt bis heute, die Zielvorgaben wurden in keinem Jahr mehr erreicht.
Gerade die Photovoltaik war von 2012 - 2017 mit jährlich neuen Zubau-Rekorden von 5 - 8.000 Megawatt stark gewachsen. Die Ausbremsregelungen führten auch hier zum Kahlschlag. Erst seit 2022 beginnt die PV wieder nennenswert zu wachsen.

Rekord-PV Zubau in 2024
Von Januar bis August wurden insgesamt 730.000 neue Anlagen installiert, dies ist der größte Zubau mit 10.000 Megawatt seit 2017. Die 4,4 Millionen PV-Anlagen haben eine Leistung von 93.000 Megawatt.
Das Zubau-Ziel von 10.000 MW 2024 ist also bereits vorab erreicht worden. Jedoch sollen jedoch ab 2026-2030 jährlich neu 26.000 Megawatt zugebaut werden, was nach jetzigem Stand nicht erreicht wird, da die Frage der Einspeisevergütung schon wieder ein Hemmschuh ist.

Wind Zubau 2024
Seit 2017 werden die jährlichen Zubau-Ziele bundesweit nicht mehr erreicht. Auch in 2024 liegen wir weit unter den erforderlichen 10.000 Megawatt. Bundesweit 290 sind im 1. Halbjahr Windräder neu ans Netz gegangen mit 1.300 MV Leistung.
Da die Windräder nach 20 Jahren aus der Förderung fallen und dann entweder eine Direktvermarktung oder die sogenannte Marktprämie stattfinden muss, werden viele Windräder abgebaut. Dies, weil vor allem die Marktprämie den Weiterbetrieb für kleine oder wenige Windräder nicht absichert. So sind in 2024 bereits 277 Windräder abgebaut worden. Mit einer kostendeckenden Mindestvergütung könnten diese noch jahrelang weiter laufen!
Deshalb gab es in 2024 nur einen Nettozubau bei Wind von 980 Megawatt.
Die Zubau-Ziele bis 2030 und Folgejahre werden aus heutiger Sicht ganz sicher nicht erreicht werden.
Der bürokratische Ausschreibungszwang für jedes Windrad, die Unsicherheit bei den Einspeisevergütungen und immer noch das Problem, dass zu wenig geeignete Flächen ausgewiesen sind, verhindern ein weiteres Durchstarten.

Offshore-Pläne Wind und die Konzerne
Die Ampel-Regierung hat in den letzten Jahren den Ausbau Wind im Meer favorisiert. Dabei bedeutet Offshore einen gigantischen Aufwand an Technik und Milliarden-Investitionen. Offshore führt weiter zu zentralen Erzeugungsstrukturen, langen aufwendigen Transportwegen und behält zentrale Verteilstrukturen bei.

Offshore ist also das genau Gegenteil einer dezentralen, erneuerbaren Energiewende, die bei Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Verbrauch vorwiegend lokal mit überregionaler Verzweigung ausgerichtet ist.
Derzeit gibt es 9.000 Megawatt offshore. Dies soll bis 2035 auf 40.000 Megawatt und bis 2045 sogar auf 70.000 Megawatt ansteigen.
Die Bundesnetzagentur hat für offshore 2023 neue Ausschreibungsregeln eingeführt. Nicht mehr eine Anzahl von Windrädern und die notwendige Fläche wird ausgeschrieben, sondern jetzt gibt es nur Ausschreibungen für Flächen.

Wer hat in 2023 die größten Offshore Flächen ersteigert und gekauft?
Die ausgeschriebenen 4 großen Flächen, die fast der Hälfte der aktuell verfügbaren offshore-Flächen in der Nord- und Ostsee entsprechen haben die französische Total und der britische BP-Konzern für 12.6 Milliarden Euro gekauft!
Sie könnten dort Windräder für 7.000 Megawatt errichten. Aber alle Fachleute bezweifeln, selbst wenn sie das täten, dass sie jemals den Kaufpreis refinanzieren könnten. Dies ist ein typisches Greenwashing-Projekt von Konzernen um Marktmacht bei Erneuerbaren - auch gegen sie - aufbauen zu können!

Die offshore-Politik in der Nordsee ist inzwischen gepaart mit Utopien zur Wasserstoff-Erzeugung. Diese soll in Deutschland mit bis zu 40 Milliarden Euro gefördert werden. Sie stellt eine neue Form der zentralen Energieerzeugung dar und ist wegen den vielen Umwandlungsverlusten ineffektiv. Die Erzeugung von 1 kwh Wasserstoff erfordert jeweils 9 Liter Wasser. Die Pläne von Deutschland, Frankreich, England und skandinavischen Ländern würden bedeuten, dass die Nordsee bis 2045 ein Industriepark mit künstlichen Inseln werden soll.

Dies lehnen wir ab! Wir fordern die rasche weitere dezentrale und umweltfreundliche Energiewende mit Wind an Land und Photovoltaik als Standbeine. Keine neuen oder alten ineffektiven und teuren Großstrukturen, sondern die direkte Anwendung der Erneuerbaren bei Strom, Wärme und Verkehr.

Beste Anti-Atom und Energiewende Grüße
vom Aktionsbündnis


-- Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim https://neckarwestheim.antiatom.net

Einladung zu „energiepolitischen Herbst-Terminen 2024“:
-    Sonntagsspaziergang 13.10.24
-    Film: „Auf den Spuren des Geldes“ am Mittwoch, 23.10.2024 Luna
-    „CASTOR-Zugfahrt“ am 09.11.24 Karlsruhe


Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,

Wir leben in politisch absurden Zeiten
Da findet mit den Europa- und den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg ein historischer politischer Rechtsruck statt. Der die Demokratie gefährden kann. Indem die AFD die stärkste, bzw. zweitstärkste politische Kraft wurde und das BSW in den Landtagen die entscheidende Kraft bei der Bildung von neuen Regierungen sein wird.
Zwei Parteien also, die europafeindlich unterwegs sind, den Klimawandel leugnen und Gegner der Energiewende sind, Hetze gegen Flüchtlinge betreiben und als Putin-Freunde auf Fossile setzen und noch lange Gas und Öl von ihm beziehen wollen.
Gleichzeitig sind die Folgen des Klimawandels mit Dürre, Starkregen durch den Temperaturanstieg und großen Überschwemmungen in Europa drastisch zu spüren - siehe Tschechien, Polen, Österreich und Elbe/Oder bis Ahrtal.

Dabei leiden die Menschen in Afrika bereits seit über 20 Jahren unter den Folgen des Klimawandels am stärksten. Mit großen Dürren, die die Landwirtschaft und Viehhaltung als wichtigste Nahrungsquelle in vielen Ländern einschränken oder unmöglich machen. Seit einigen Jahren kommen vor allem in Zentral- und Westafrika durch Starkregen große Überschwemmungen hinzu, aktuell mit über 1000 Todesopfern. Laut UNHCR (Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen) gibt es deshalb bereits über 35 Millionen Klimaflüchtlinge innerhalb von Afrika.

Nach der Bundestagswahl 2021 waren Klimawandel und Energiewende als Themen noch positiv besetzt. Mit dem Koalitionsvertrag; „Mehr Fortschritt wagen – Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ war die Erwartung verbunden, dass die Ampel-Regierung die Problemfelder politisch rasch angeht und Lösungen realisiert.

Inzwischen sind wir beim genauen Gegenteil gelandet. Klimaschutzziele werden ignoriert, sogar bereits beschlossene notwendige Maßnahmen dazu wieder zurück genommen. Klimaaktivist*innen werden zu hohen Geld- und sogar Haftstrafen verurteilt und kriminalisiert. Währenddessen kann die AFD ihre rechtsradikale Hetze und ihre Demokratiefeindlichkeit auf Veranstaltungen, Marktplätzen und in Parlamenten verbreiten. Und währenddessen Mandatsträger*innen wegen persönlichen Bedrohungen ihre Ämter aufgeben.

Der politische Rechtsruck hat auch unmittelbar Auswirkungen auf die Energiepolitik und die weitere Energiewende. So hat die CDU in Thüringen bereits im letzten Jahr gemeinsam mit der AFD eine Gesetzesänderung beschlossen die es unmöglich macht, in Wäldern in Thüringen weitere Windräder zu bauen. Und jetzt kommt noch das BSW als Freund der Fossilen und Gegner der Energiewende politisch hinzu.


Entwicklung der Energiewende
Die bisherige Energiewende war und ist ein Erfolg als „Bewegung von unten“, indem die inzwischen 30.000 Windräder an Land und die über 3,5 Millionen Fotovoltaik-Anlagen jetzt 60% des Nettostroms erzeugen. Und diese Energiewende-Anlagen vorwiegend in „Bürgerhand“ sind, Stadtwerken gehören, von Handwerkern und Firmen errichtet wurden. Sie erzeugen dezentral Strom, der auch dezentral verbraucht wird. Also das genaue Gegenteil des Konzeptes der bisherigen Energiekonzerne mit ihren ineffektiven zentralen Strukturen. Den Konzernen gehören auch nur 6% dieser Anlagen.
Mit der jetzigen Konzeption Wind vorwiegend mit Milliarden-Investitionen off-shore im Meer zu erzeugen und dazu neue Trassen durch ganz Deutschland zu legen, sollen die Konzerne auch zukünftig dominieren. Hinzu kommt noch der Bau von sogenannten „Übergangskraftwerken“, die vorwiegend mit Gas - in Marbach mit Öl - betrieben werden und ebenfalls den Konzernen gehören. Die Konzerne erhalten zu ihrer Errichtung jeweils hunderte von Millionen an Subventionen.
Und, die neue Wasserstoff-Strategie wird mit 40 Milliarden Euro gefördert. Zur Erzeugung wird viel Strom und viel Wasser benötigt (für 1 KW Wasserstoff – 9 Liter Wasser). Und Wasserstoff hat viele Umwandlungsverluste.

Für die rasche weitere Energiewende ist Wind an Land und der Zubau von Fotovoltaik und deren direkt Anwendung der richtige und effektivste Weg. Dies gilt für Strom, für das Heizen und den Verkehr.

Hier nun unsere geplanten Aktivitäten vom Aktionsbündnis:

  •  Sonntagsspaziergang am 13.10.24 um 14 Uhr
    Treff und Infos: Wanderparkplatz „Schöne Aussicht“ zwischen Kirchheim und Neckarwestheim.
    Wir laden ein von dort die Aussicht auf die stillgelegten AKWs und das „Unterland“ zu genießen. Informieren zu aktuellen Energiepolitischen Themen und haben wie immer unseren Infotisch mit Materialien dabei.
    Herzliche Einladung!


  • Film & Filmgespräch am Mittwoch, den 23.10.2024:
    „urgewald - Auf den Spuren des Geldes“
    Gäste: Olga Egli (urgewald) und Vladimir Slivyak (Ecodefence)
    19:30 Uhr - Luna Lichtspieltheater Ludwigsburg
    Vorverkauf online: www.kinokult.de

    Das Aktionsbündnis zeigt zusammen mit Kinokult und urgewald den neuen Dokumentarfilm „urgewald - Auf den Spuren des Geldes“.
    30 Jahre Kampf für Umwelt und Menschenrechte Naturzerstörung und Missachtung von Menschenrechten - dahinter stecken oft Großkonzerne und Banken, die auch unser Geld nutzen. Seit über 30 Jahren deckt die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald solche Finanzströme auf und leistet Widerstand gegen Zerstörung und Vertreibung. urgewald hat Zwangsumsiedlungen verhindert, Streumunitionskredite blockiert und den Bau eines Atomkraftwerks gestoppt: Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des kleinen Vereins, der zur einflussreichen Organisation wurde – zum Anwalt für Umwelt und Menschenrechte.

    Im Anschluss an die Filmvorstellung findet ein Publikumsgespräch mit Olga Egli und Vladimir Slivyak statt.
    Vladimir Slivyak, geboren 1973 in Kaliningrad, ist einer der bekanntesten Umweltaktivisten Russlands. Seit Jahren steht der Ökologe an vorderster Front bedeutender zivilgesellschaftlicher Kampagnen gegen Umweltverschmutzung, Kohlenabbau, Atomenergie und den Import von Atommüll. Slivyak ist Co-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation „Ecodefense“, die in den letzten Jahren zunehmend von den russischen Behörden ins Visier genommen wurde. 2021 erhielt Slivyak den alternativen Nobelpreis „Right Livelihood Award“. Derzeit lebt er in Deutschland.
    Olga Egli, geboren 1988 in Zürich, ist seit 2023 im Fundraising-Team von urgewald. Sie bringt umfangreiche Erfahrung in Öffentlichkeitsarbeit, Eventorganisation und Spender*innenbetreuung mit, unter anderem aus ihrer Tätigkeit als Fundraising- und Kommunikationsverantwortliche bei einem Schweizer Hilfswerk. Aktuell ist sie maßgeblich an der Umsetzung der vielen urgewald Filmevents beteiligt.
    Eine Veranstaltung von Kinokult e.V. (www.kinokult.de) und dem Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim

  •  „CASTOR- Zugfahrt“ am 09.11.24 von Karlsruhe (Treff 11.30 Uhr Hbf) nach Philippsburg
    Noch in diesem Jahr soll ein hochradioaktiver Atommülltransport von der Plutoniumfabrik La Hague in Frankreich in das sogenannte Zwischenlager in Philippsburg stattfinden. Der genaue Termin ist geheim und noch nicht bekannt. Wir haben als Südwest-Inis deshalb im Vorfeld für diesen Transport einen öffentlichen Protest am 9.11. am Bahnhof in Karlsruhe ab 11.30 Uhr angemeldet. (aktuelle Infos dazu unter www.antiatom.net und auch auf unserer Homepage)

    Dort findet eine Protest-Kundgebung statt und wir fahren dann mit unseren Atommüll-Fässern nach Philippsburg. Machen eine Demo zum Marktplatz und fahren nach unserer Kundgebung dort wieder zurück.

    Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Bevölkerung davon Kenntnis erhält, dass hochradioaktiver Atommüll durch dicht bewohntes Gebiet, für viele an der Haustür vorbei, rollt. Dieser Transport ist unnötig und gefährlich. Wir fordern, dass der hochradioaktive Atommüll in La Hague so lange bleibt, bis ein Endlager gefunden ist und er direkt dort hingefahren wird. Nicht von A nach B und dann nach C, diese Risiken sind unnötig und können vermieden werden!
    Herzliche Einladung zum Protest!

Hintergrundinfo Lagerung hochradioaktiver Atommüll
Ein gefährliches Geschenk an zukünftige Generationen!
Zu Beginn der Atomstromproduktion (1954) wurde die Frage nach dem Verbleib des radioaktiven Atommülls ignoriert und auf technische Lösungen verwiesen, die es bis heute nicht gib.

Atommülllagerung: seit Dezember 2022 steht laut der zuständigen Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE)
fest, dass ein Standort frühestens 2046, realistisch bis 2068 gefunden werden kann. Das Ökoinstitut
geht sogar von 2074 aus. Das bedeutet, dass sich die Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle in
ein tiefengeologisches Lager bis ins nächste Jahrhundert hinziehen wird.

Die sogenannten Zwischenlager sind für 40 Jahre ausgelegt und genehmigt. Die ersten Genehmigungen laufen 2034 aus. Die Genehmigung für das Zwischenlager Philippsburg läuft 2047 aus. Und danach? Statt für maximal 40 Jahre muss der hochradioaktive Strahlenmüll noch mindestens 100 Jahre zwischenlagern. Bisher gibt es kein Konzept dafür, wie man die Sicherheit der Castor-Behälter und der Atommülllagerung für einen so langen Zeitraum sicherstellen kann.


Zum Schluss noch ein Buchtipp:
Von Studenten*innen der Uni Tübingen wurde unter Leitung von Karin Bürkert anlässlich der 900-Jahr Feier von Neckarwestheim eine empirische Untersuchung gemacht. Wie sehen die Bewohner von Neckarwestheim und Gemmrigheim den Atomausstieg und Rückbau. Wie haben sie mit dem AKW gelebt und profitiert, beleuchten das Für und Wieder der Atomkraft. Zahlreiche Kapitel mit inhaltlichen Betrachtungen und vielen Illustrationen.

Buch: Karin Bürkert (Hg), Alltag, Konflikt, Wandel, in Nachbarschaft zum Kernkraftwerk.
EKW Verlag, 360 Seiten, 20 Euro.


Beste Anti-Atom- und Energiewende-Grüße
vom Aktionsbündnis

Aktueller Stand und weitere Planungen zur Energiewende in Deutschland
Energiewende Alarm?

Weiterlesen: Energiewende-Alarm?Newsletter des Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
25. Juli 2024

Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,
die energiepolitische Diskussion in diesem Jahr - gerade auch im Vorfeld der Europa- und Kommunalwahlen - war aus unserer Sicht eine Fahrt mit der Geisterbahn. Der Klimaschutz und die rasche Umsetzung der weiteren Energiewende zum Erreichen der Klimaziele bis 2030 waren überhaupt kein Thema mehr. Trotz der Überschwemmungen, den Hitzerekorden und Wetterkapriolen in Deutschland und ganz Europa.
Die Ampel-Regierung hat mit dem neuen Klimagesetz eine Rolle rückwärts hingelegt, die CDU/CSU will zusammen mit der FDP das Verbrenner-Verbot 2035 kippen und hat Atom-Fantasien.
Und mit den Themen Flüssiggas und Wasserstoff werden real wieder die fossilen Energien in den Mittelpunkt gestellt und mit Milliarden gefördert. Es sollen sogar noch neue große zentrale Strukturen entstehen, betrieben von den fossilen Konzernen. Dies soll mit jahrzehntelangen Lieferverträgen von Gas und Öl geschehen, gefördert und unterstützt von der Bundesregierung.