Atomaufsicht Baden-Württemberg

Durch einen Kurzschluß wurde das schwedische Atomkraftwerk Forsmark am 25. Juli von der Stromversorgung abgeschnitten. Wie in jedem Atomkraftwerk üblich, sollen dann die Notstromgeneratoren die sofortige Stromversorgung sicherstellen, da ansonsten der atomare Supergau durch Überhitzung droht. Von 4 Generatoren in Forsmark funktierten zwei überhaupt nicht, zwei weitere sprangen erst nach 20 Minuten an. Die Landesregierung und die Atomaufsicht in Baden-Württemberg schließen dies für die AKWs im Land aus.
Wir fragen: wirklich unmöglich?

Ein Blick auf die meldepflichtigen Ereignisse der EnBW-Atomreaktoren im Land zeigt, dass es von Februar 2005 bis heute auch dort 6 meldepflichtige Ereignisse im Zusammenhang mit der Notstromversorgung gab:

10.05.06 – Phillippsburg, Blockierung eines Hilfsschalters für den Generator einer Notstromschiene
08.04.06 – Phillippsburg, Bruch eines Kolbenrings in einem Notstromdieselaggregat
26.01.06 – Phillippsburg, Verzögertes Hochlaufen eines Notstromdieselaggregats
30.11.05 – Obrigheim, Automatische Abschaltung eines Notstromdieselaggregats
02.08.05 – Phillippsburg, Startversagen eines Notstromdieselaggregats bei einer Funktionsprüfung
19.02.05 – Neckarwestheim, Notstromausfall durch Ausfall des 110-kv-Fremdnetztrafos

Nun hat keiner dieser sechs Störfälle zu einer kritischen Situation in den betroffenen Atomkraftwerken geführt. Was wäre jedoch, wenn zusätzliche Generatoren nicht funktionieren würden. Was wäre, wenn, wie im letzten Winter im Münsterland geschehen, Strommasten auch in unmittelbarer Nähe der AKW´s unter der Schneelast zusammenbrechen? Was wäre, wenn ein Sturm die Stromversorgung unterbricht? Was kann bei einem Blitzeinschlag (wie am 9.6.1998 in GKN1) alles passieren? Und was geschieht dann, wenn die AKW´s deshalb ihren Strom nicht mehr ins Netz einspeisen können und eine sofortige Schnellabschaltung nicht gleich funktioniert – wirklich alles ausgeschlossen? Erinnert sei an die sicherheitstechnisch höchst wichtige Frage, ob nach einem Stromausfall die Turbinen eines Atomkraftwerkes noch genügend Strom für eine Schnellabschaltung liefern können. Dieses Experiment hat in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 in Verbindung mit Bedienungsfehlern zum Supergau in Tschernobyl geführt.

Wie ernst und wie sorgfältig führt die Atomaufsicht ihre Aufgaben in Baden-Württemberg durch? Trotz gravierender, wiederholt aufgetretenen Sicherheitsmängeln, brachte vor Jahren erst die Anweisung des damaligen Umweltministers Trittin das AKW-Philippsburg zum stehen und die Atomaufsicht in Baden-Württemberg zum arbeiten. Wen wundert das? Der jahrzehntelange Chef der Atomaufsicht in Baden-Württtemberg, Dietmar Keil, hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Atomfreund ist. Gleichzeitig hat er nicht nur verschwiegen, dass er Aktienbesitzer des Stromkonzerns EnBW ist, nein, er hat dies auf Nachfragen von Journalisten auch noch geleugnet. Erst die Anfrage eines Aktionärsvertreters brachte die Wahrheit ans Licht. Folgerichtig hat Herr Keil auch kurz nach seiner Pensionierung einen „Beraterposten“ bei der EnBW angenommen.

Vor kurzem noch hat der damalige Sozialminister Renner den EnBW-Chef Utz Claassen als Rambo tituliert. Nach seinem Sturz hat ihm sein Freund Günther Oettinger einen gut bezahlten Posten bei der EnBW besorgt.
Oettinger ist eben jener Ministerpräsident, der auch heute nach dem Störfall in Forsmark keine Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit Atomkraftwerken erkennen kann und der den bundesweiten Vorreiter für die unverantwortliche Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke spielt.




Meldepflichtige Ereignisse in Baden-Württemberg:
http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/4877/