Heilbronner Stimme, 07.02.06

> Alle Castoren stehen jetzt im Tunnel

Von Joachim Kinzinger

GKN hat das Interimslager geräumt - Zunächst werden alle Behälter in der
ersten Röhre abgestellt

Ein Blick in den ersten Tunnel des Zwischenlagers. Alle blauen Castoren
vom Interimsplatz sind inzwischen hierher transportiert worden.
Fotos: Dittmar Dirks

Der große Bohrhammer dröhnt, frisst sich in den harten Beton, der zu
Brocken auseinander platzt. Unter der Baggerwucht werden auf dem Gelände
des Kernkraftwerks Neckarwestheim die Reste der Betonhüllen zermalmt,
unter denen die Atommüllbehälter lagen. Die GKN-Crew hat das
Interimslager aufgelöst, alle 18 Castoren ins Zwischenlager gestellt. 42
Millionen Euro hat die EnBW in den Bau der beiden 90 und 84 Meter langen
Tunnelröhren investiert. Seit 6. Dezember 2006 ist dieser Sektor eine
heiße Zone. An diesem Tag haben die GKN-Spezialisten den ersten Castor
vom Interimslager mit einem Schwerlasttransporter in die Tunnel-
Eingangshalle gefahren, mit dem Kran ins Wendegestell gelegt,
aufgerichtet, in die Behältervorbereitung manövriert, von dort per Kran
auf die markierte Position in Tunnel 1 abgestellt. "Wir füllen von hinten
nach vorne auf", sagt Zwischenlager-Leiter Wolfgang Arnold. Seit Ende
Januar ist das Interimslager bei GKN geräumt.

Nichts mehr erinnert auf der Fläche an das Provisorium. Auch die
Betongaragen fehlen. "Sie wurden ausgemessen und werden konventionell
entsorgt", bekräftigt Arnold beim Fußmarsch zum Tunneleingang. Im
Klartext: Die Messgeräte zeigten laut GKN keine radioaktiven Partikel an.
Allein 90 Tonnen wog eine Hülle, die zur Abschirmung und "aus
Witterungsgründen" jeden Castor umgab.

Von außen ist nur der große Vorbau im Steinbruchgelände zu sehen. Die
Betonwand schirmt das Zwischenlager auch gegen mögliche Flugzeugabstürze
ab. Arnold meldet die Besuchergruppe an der Kontrollbereichspforte an.
Einchecken mit Karten: Die schwere Tür zum Sozialbereich öffnet sich.
Erst die nächste Kontrolle am Drehkreuz macht den Weg zur Pforte und dann
in den Lagerbereich frei.

Ein kühler Wind durchzieht die Stollen. Der Naturzugkamin entfaltet seine
volle Wirkung. Eine gelbe Stahlwand mit Betonfüllung versperrt den Blick
in die zweite Röhre. "Das Abschirmtor bleibt im normalen
Zwischenlagerbetrieb geschlossen", erklärt der 40-jährige. Die zweite
Röhre wird erst in einigen Jahren beladen.

"Kontrollbereich: Vorsicht Strahlung", warnen Schilder an der
Behältervorbereitung und vor dem sechs Meter hohen Tor zum ersten Tunnel.
Auf einer Arbeitsbühne sind nur die Köpfe der 5,86 Meter hohen Castoren
am Ende der Röhre zu sehen. Die Krankamera vermittelt aus der
Vogelperspektive einen Überblick. Mehrfach wird das Zwischenlager mit
Kameras überwacht: von der Atombehörde Euratom, dem Objektschutz, aus
betrieblichen Gründen.

"Erbitte Freigabe", ruft Arnold in der Pforte an. Und: "Niemand geht
rein." Dann gleitet das Abschirmtor zurück. Zutritt verboten. Rund 80
Meter entfernt stehen die 18 Castoren auf ihren Positionen. Jeder der 125
Tonnen schweren Kolosse ist mit einem roten Kabel an das Castor-
Überwachungssystem angeschlossen.

Im Kontrollraum kann Arnold alle verfahrenstechnischen Daten abrufen.
Grüne Punkte zeigen belegte Castorplätze. Alle Parameter liegen im grünen
Bereich. "Bei einem Fehler ändert sich die Farbe", sagt Wolfgang Arnold.
Messtechnisch ist das Lager an die Warte von GKN II angeschlossen. Jedes
Jahr werden weitere sechs Castoren im Zwischenlager geparkt.

Wolfgang Arnold, der Leiter des GKN-Zwischenlagers, schaut auf den linken
Monitor. Die Krankamera zeigt permanent die Bilder von der 90 Meter
langen Röhre.

07.02.2007 00:00

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