DPA, 06.06.08
> Druckabfall
> AKW Philippsburg vom Netz genommen
Philippsburg - Nach den mehrwöchigen Dichtungsproblemen im Atomkraftwerk
Neckarwestheim hat es auch am zweiten baden- württembergischen
Nuklearstandort Philippsburg (Kreis Karlsruhe) eine Störung gegeben.
Block I wurde nach Angaben des baden-württembergischen Umweltministeriums
vom Netz genommen, um den Fehler zu klären. Laut Ministerium wurde in der
Nacht zum Freitag im Sicherheitsbehälter des Blocks ein Druckabfall
festgestellt, der die zulässigen Werte übersteigt. Der Behälter, der
wichtige Teile des Reaktors einschließt, hat im normalen Betrieb einen
leichten Überdruck von 20 Millibar. Der Druckabfall betrug laut
Ministerium 1 Millibar pro Stunde und war auf eine undichte Stelle
zurückzuführen.
"Nach den bisherigen Überprüfungen gibt es keine Hinweise auf einen
Austritt von Radioaktivität in die Umgebung", sagte ein
Ministeriumssprecher. Das Leck sei im letzten Schritt des Anfahrens der
Anlage (KKP 1) nach der Revision und unmittelbar nach dem routinemäßigen
Fluten des Behälters mit Stickstoff aufgetreten, teilte die
Betreiberfirma EnBW mit. Das Ereignis sei nach der Atomrechtlichen
Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) der Kategorie "Eilt"
zugeordnet worden. Auf der Internationalen Bewertungsskala "INES" gehört
es zur Klasse 1 ("Störung").
Der Behälter gehört zu mehreren hintereinander gestaffelten Barrieren,
die die radioaktiven Stoffen sichern einschließen sollen. In ihm befinden
sich unter anderem der Reaktordruckbehälter, die Zwangsumwälzpumpen und
Rohrleitungssysteme. Der Sicherheitsbehälter seinerseits wird von einer
weiteren Metallhülle umschlossen und während des Betriebs zum Brandschutz
mit Stickstoff gefüllt. "Das Vorkommnis hatte keine Auswirkungen auf
Personen, die Anlage oder die Umgebung", hieß es bei EnBW.
Block I war nach sieben Wochen Großputz und Sanierung am vergangenen
Dienstag wieder ans Netz gegangen. In den ersten beiden Wochen der
Revision waren vier meldepflichtige Ereignisse erkannt worden, darunter
eine undichte Rohrleitung und ein defekter Schalter in einer
Notstromschaltanlage. Beim geplanten Herunterfahren von Block I
funktionierten zudem zwei Ventile nicht, so dass die dazugehörigen
Speisewasserpumpen und schließlich auch der Reaktor abgeschaltet werden
mussten.
KKP I ist ein Siedewasserreaktor mit einer elektrischen Leistung von 926
Megawatt. Die Anlage ging 1979 in Betrieb und hat im Jahr 2007 mehr als
sieben Milliarden Kilowattstunden Strom produziert.
Während in Philippsburg ein Block abgefahren werden musste, ging der
heruntergefahrene Block I des Atomkraftwerks Neckarwestheim (Kreis
Heilbronn) am Freitag nach Dichtungsproblemen wieder ans Netz. Nach dem
Ende des ersten Teils der Jahresrevision war in dem Meiler vor mehr als
zwei Wochen ein Fehler im System der Deckeldichtung des
Reaktordruckbehälters entdeckt worden. Die undichte Stelle habe
sicherheitstechnisch aber keine Bedeutung gehabt, teilte EnBW mit.
dpa/lsw 06.06.2008
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