Heilbronner Stimme, 20.10.08

> Längere Laufzeit für AKW alarmiert Atomkraftgegner

Von Andreas Tschürtz

"Man kann handeln, wenn man will. Es fehlt der Wille."

Gudrun Frank
Neckarwestheim - Mario Dürr, Bürgermeister von Neckarwestheim, war nicht
überrascht, als Medien dieses Wochenende meldeten, Neckarwestheim I werde
wegen "aufwendiger Instandhaltungsarbeiten" auch noch 2010 Atomstrom
produzieren. "Das ist schon länger in der Diskussion. Es geht eben nicht
um ein exaktes Datum, sondern um die produzierte Menge. Und wann diese
Restmenge produziert ist, hängt von vielen Faktoren ab", sagt Dürr. "Ich
selbst ging schon seit einiger Zeit davon aus, dass es Ende 2009 oder
Anfang 2010 wird, bis GKN I abgeschaltet wird."

Gudrun Frank, Vorsitzende vom BUND Heilbronn-Franken, "wäre riesig
enttäuscht", wenn "das Spiel der Betreiber auf Zeit" gelingen und der
1976 ans Netz gegangene Meiler auch nach der Bundestagswahl 2009 in
Betrieb wäre. Darum ist die Nordheimerin dem Aufruf mehrer atomkritischer
Bündnisse zur "Abschalt-Tour" von Kirchheim zum GKN gefolgt. Mit ihr sind
rund 60 weitere Atomkraftgegner gekommen - deutlich mehr, als sonst dabei
sind. Aus Franks Sicht fehlt den Verantwortlichen der Wille, AKWs
abzuschalten. "Ich würde mir wünschen, dass Politiker fürs Klima und die
regenerativen Energien so schnell handeln, wie sie es in der Finanzkrise
getan haben."

Für Jörg Schmid von der Aktion "Strom ohne Atom" passt die Meldung über
die verlängerte Revision ins Bild: "Das ist der Weg, den die Betreiber
gehen: Leistung runterfahren, Wartungsarbeiten ausdehnen", sagt der 49-
jährige Stuttgarter.

Ursula Seeger und Ulrich Ochs aus Horb am Neckar halten nichts davon,
sollte eine neue Koalition in Berlin nach der Bundestagswahl längere
Laufzeiten genehmigen. Sie haben im Radio von der sich verzögernden
Abschaltung gehört und sind spontan zu der Demonstration gekommen. "Es
kann ja nicht sein, dass man die Gesetze alle Nase lang ändert."

Während des Marschs informieren Redner immer wieder über die Gefahren der
Atomkraft - und die Alternativen. "Das Gerede von der Stromlücke ist
Blödsinn", sagt Frieder Hochhut, Energieberater aus Besigheim. "Im Moment
sind wir sogar Energieexporteur." Und die Möglichkeiten von Wind, Wasser
und Photovoltaik würden von der Atomlobby klein geredet. Heinrich
Blasenbrei vom Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar (BBMN) hat
ausgerechnet: "Bei uns in Besigheim werden 128 Prozent des von den
Haushalten benötigten Stroms regenerativ erzeugt." Wolfram Scheffbuch,
BBMN-Vorsitzender aus Kirchheim, erklärt: " Atomkraft ist gefährlich. Und
deshalb gehören alle AKWs abgeschaltet. Punkt."

Über den Erfolg der Veranstaltung macht sich Christian Zeeh keine
Illusion: "Klar machen die nicht Schluss, weil hundert Leute laufen",
sagt der 21-jährige Student aus Neckarwestheim. "Aber man muss die
Öffentlichkeit aufklären und Interesse wecken." Der Marsch endet
symbolisch: Um 15.35 Uhr schalten die Demonstranten vor dem Werksgelände
Neckarwestheim I ab.


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