AP, 30.01.09
> Sarkozy lässt neuen Atommeiler bauen
Paris (AP) Frankreich baut einen neuen Atommeiler. Die Entscheidung, die Staatspräsident
Nicolas Sarkozy am Donnerstagabend bekanntgab, löste heftige Proteste von
Umweltschützern aus. Frankreich setze auf den grenzenlosen Verbrauch zum Profit der
Atomindustrie, erklärte Greenpeace am Freitag. Man werde alle Mittel ausschöpfen, um
diesen «absurden» Schritt zu verhindern. Diesen Artikel weiter lesen
Der zweite «Europäische Druckwasserreaktor» (EPR) in Frankreich soll ab 2012 in Penly in
der Normandie entstehen und 2017 ans Netz gehen, erklärte Sarkozy. Den Zuschlag erhielt
der staatliche Stromversorger EDF, der Konkurrent GdF Suez soll an dem Projekt beteiligt
werden. Der neue Reaktor sei wichtig für die unabhängige und sichere Energieversorgung,
erklärten die Konzerne.
Die EPRs sind Reaktoren der dritten Generation und wurden von Siemens und dem
französischen Atomkonzern Areva gemeinsam entwickelt. Ein erster Meiler dieses Typs soll
nach zahlreichen Verzögerungen 2012 in Finnland den Betrieb aufnehmen. In Flamanville
am Ärmelkanal wurde 2007 trotz erheblicher Proteste mit dem Bau des ersten EPR in
Frankreich begonnen.
«Sarkozy zwingt Europa die Kernkraft auf»
Greenpeace sieht im Ausbau der Atomenergie «ein Zeichen gegen erneuerbare Energien
und das Stromsparen.» Sarkozy zwinge den europäischen Nachbarn die Kernkraft auf,
kritisierte Greenpeace-Frankreich-Chef Yannick Rousselet. Denn Frankreich habe den
zusätzlichen Atomstrom nicht nötig und werde diesen deswegen exportieren. Dies legte auch
Europa-Staatssekretär Bruno Le Maire nahe, der Sarkozys Entscheidung begrüßte: Das
Projekt müsse «zum Nutzen Frankreichs und Europas gemeinsam aufgebaut werden». In
einer Zeit, wo die EU über ihre Energiezukunft nachdenke, biete sich eine «historische
Chance» für die wirtschaftliche Entwicklung in der Normandie.
Das Netzwerk Sortir du nucléaire (Atomausstieg) wirft dem Präsidenten ökologische und
wirtschaftliche Fehler vor: Die gleichen Investitionen in erneuerbare Energien würden 15 Mal
mehr Arbeitsplätze schaffen. Und der neue Reaktor werde Frankreich daran hindern, seine
Verpflichtung im Rahmen des EU-Klimapaktes zu erfüllen, den Anteil erneuerbarer Energien
bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Die Umweltschützer werfen Sarkozy zudem Wortbruch
vor. Auf einer nationalen Umweltkonferenz vor anderthalb Jahren hatte der Präsident erklärt,
er wolle keine neuen Atomkraftwerke.
Der Energiekonzern EDF gab im Dezember Pläne bekannt, in den kommenden zwölf Jahren
bis zu 50 Milliarden Euro in neue Atommeiler in Europa, den USA und China zu investieren.
*****
Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Info-tel 07141 / 903363
http://neckarwestheim.antiatom.net