Stuttgarter Zeitung, 25.02.09

> Mängel im AKW Neckarwestheim
> Versehentlich falscher Beton verbaut

Berichte über Schrottbeton im Kernkraftwerk [Großansicht]
Foto: dpa

Stuttgart - Beim Bau des Zwischenlagers im Kernkraftwerk Neckarwestheim ist laut einem
Gutachter teils Beton verwendet worden, der einen zu geringen Zementgehalt aufweist. Die
Staatsanwaltschaft sah darin aber ein Versehen der Baufirma Baresel und stellte das
Verfahren gegen den Stuttgarter Beton-Hersteller Godel ein.

Von Jörg Nauke

Die Anklagebehörde hat nach StZ-Informationen das Verfahren gegen Godel im
Zusammenhang mit der Herstellung und Lieferung von Beton an die Firma Baresel für den
Bau des atomaren Zwischenlagers beim Kernkraftwerk Neckarwestheim eingestellt. Gegen
das Unternehmen wurde wegen des Tatvorwurfs des Betrugs und der Fälschung technischer
Aufzeichnungen ermittelt.

2008 war der Verdacht erhoben worden, Godel könnte zwischen 2004 und 2006 nicht
normierten Beton für den Bau des Zwischenlagers geliefert haben. Die Entwarnung ist das
Ergebnis von Zeugenvernehmungen und Untersuchungen des Sachverständigen Harald
Müller von der Materialprüfungsanstalt Karlsruhe. Laut Müller sind die "maßgeblichen
Bauteile" des Zwischenlagers nicht zu beanstanden, die Standsicherheit sei auch für jene
Bauteile gewährleistet, bei denen Normvorgaben nicht erfüllt worden seien.

Dennoch ist es beim Bau zu geringen Unregelmäßigkeiten gekommen, wie der Gutachter
feststellte. Weil er von der Baufirma Baresel falsch informiert worden sei, habe Godel zwei
Betonsorten unzulässig einer bestimmten Güteklasse zugeordnet; für deren Anforderungen
sei der Zementgehalt zu gering gewesen. Es handele sich um "vergleichsweise
untergeordnete" Bereiche wie Flucht- und Abluftbauwerke; der um 20 bis 30 Kilo pro
Kubikmeter unter dem Minimalwert von 270 Kilo liegende Zementgehalt könne aber
durchaus einen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit des in den Beton eingebauten
Stahls haben. Der Anfangsverdacht des Betrugs habe sich jedoch nicht bewahrheitet. Die
falsche Zuordnung sei als "ein Versehen" zu werten.

Die Mengenbetrugsvorwürfe hinsichtlich zahlreicher von Godel-Beton belieferten
Bauprojekten bleiben von der Verfahrenseinstellung ebenso unberührt wie zivilrechtliche
Ansprüche und Fragen der Kernenergieaufsicht. Godel steht weiter im Verdacht, DIN-
Vorschriften und Vorgaben der Landesbauordnung missachtet zu haben. Projekte wie die
Messe und das Mercedes-Museum könnten betroffen sein. Der Unternehmer sagte gestern,
weder die Standfestigkeit noch die Dauerhaftigkeit der mit seinem Beton erstellten Gebäude
sei gefährdet.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1957240



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