> Fessenheim: Atomkraftgegner demonstrieren im Elsass
Rund 300 Atomkraftgegner aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz haben gegen das Atomkraftwerk im elsässischen Fessenheim demonstriert.
Anlass ist die anstehende Überprüfung durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEO. Ein Sprecher der Atomkraftgegner sagte dem SR, diese Inspektion diene nur dazu, der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Für den Herbst dieses Jahres steht die Zehnjahresrevision an. Dann entscheidet sich, ob das AKW geschlossen wird oder noch zehn Jahre weiter laufen soll. Fessenheim ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs. Es sollte ursprünglich schon 1997 geschlossen werden.
SWR, 21.03.09
> Fessenheim
> Demonstration gegen AKW Fessenheim
Von diesem Wochenende an werden ein Dutzend Experten der Internationalen Atomagentur für zwei Wochen das Kernkraftwerk Fessenheim inspizieren. Rund 300 französische und deutsche Kernkraftgegner demonstrierten am Samstag gegen den Weiterbetrieb des AKW.
Gegner des Atomkraftwerkes Fessenheim mit Totenkopfmaske und Plakat
* Rund 300 AKW-Gegner fanden sich ein
Die meisten der Demonstranten seien aus Frankreich gekommen, sagte Axel Mayer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz aus Freiburg. An der Kundgebung beteiligten sich auch Vertreter der deutschen Gemeinde Wasenweiler bei Freiburg und aus dem elsässischen Wattwiller, die dem trinationalen Atomschutzverband beigetreten sind.
Die Demonstranten kritisierten die Sicherheitskontrollen und die anstehende Zehnjahresinspektion des ältesten französischen Kernkraftwerks als nicht unabhängig. "Wir sehen die 'Kontrollen' in einem engen Zusammenhang mit dem Wunsch der Betreiber, das AKW so lange zu betreiben, bis neue AKWs in Fessenheim gebaut sind", sagte Mayer. Die Inspektion wird darüber entscheiden, ob das älteste Kernkraftwerk in Frankreich weitere zehn Jahre am Netz bleiben wird. Fessenheim ist 1977 ans Netz gegangen.
IAEA gilt als bei AKW-Gegnern als Lobbyorganisation
Die Fachleute der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) wollen sich mit der Leitung des Kraftwerks, der Electricité de France (EdF), austauschen und das Kraftwerk in der kommenden Woche prüfen. Die Atomkraftgegner betrachten die IAEA als "Lobbyorganisation der Atomindustrie, die zur Zeit massiv gegen den deutschen Atomausstieg kämpft".
Bietigheimer Zeitung, 17.03.09
> Alptraum am Oberrhein
> Gegner fordern Stilllegung des Atomkraftwerks Fessenheim
Vor der dritten Zehn-Jahresinspektion des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim im Herbst bahnt sich Streit um den Weiterbetrieb an. Pannen häufen sich, Umweltschützer fordern seit Jahren die Stilllegung.
Kernkraftwerk Fessenheim: Pannenreiche Anlage im Erdbebengebiet. Archivfoto
Landschaftlich sind Markgräfler Land und Kaiserstuhl ein Traum. Wenn aber Natur- und Umweltschützer ihren Blick über den Rhein schweifen lassen, sehen sie für ihre Begriffe einen Alptraum. Etwa auf Höhe Bad Krotzingens, 30 Kilometer südwestlich von Freiburg, steht das älteste Atomkraftwerk (AKW) Frankreichs. Die beiden 900 Megawatt-Blöcke des AKW Fessenheim wurden 1977 und 1978 in Betrieb genommen. Für Umweltschützer und Atomkraftgegner sind beide längst überfällig, abgeschaltet zu werden. Tatsächlich reihten sich in den vergangenen zehn Jahren Pannen und Unfälle aneinander, bei denen immer wieder Radioaktivität ausgetreten ist.
Im Herbst steht die dritte Zehn-Jahresinspektion an. Von deren Ergebnis soll abhängen, ob das AKW weiter betrieben wird. Im AKW Fessenheim arbeiten etwa 660 Angestellte, die Gewerbesteuer der Gemeinde Fessenheim stammt zu 70 Prozent aus dem Kraftwerk. Betreiber ist der französische Energieversorger Électricité de France (EDF).
Der Bau des Atomkraftwerks Fessenheim in den 1970er Jahren war von Protesten diesseits und jenseits des Rheins begleitet. Es gab Demonstrationen, Hungerstreiks und einen Anschlag auf die Baustelle des Atommeilers. Die Proteste waren jedoch nicht massiv genug, um zu verhindern, dass der erste Reaktor 1977 in Betrieb ging.
Atomkraftgegner aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz schlossen sich 2005 zum Trinationalen Atomschutzverband (TRAS) zusammen. Inzwischen sind 62 Gemeinden, viele schweizerische, französische und deutsche Verbände sowie Bürger Mitglieder des Verbandes. Das Hauptargument gegen das AKW Fessenheim ist, dass es mitten im Oberrheingraben steht, und der ist, wie jeder weiß, erdbebengefährdet. Im Juli 2008 hat TRAS bei den zuständigen Behörden eine Anzeige eingereicht mit der Forderung, das AKW Fessenheim stillzulegen, weil es unzumutbare Risiken berge.
Doch die Behörden setzen auf die Zehn-Jahresinspektion der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) im Herbst. Der Direktor des Kernkraftwerks, Jean-Philippe Bainier, kündigte gestern vor der lokalen Informationskommission des Kraftwerks an, die Reaktorblöcke würden besonders streng auf Sicherheitsmängel hin überprüft. Unter anderem soll ein Roboter in den so genannten Primärkreislauf eingelassen werden, um mögliche Haarrisse oder undichte Stellen zu entdecken. Von kommender Woche an werden unabhängige Techniker der IAEA unter anderem aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien zum Beispiel den Betrieb, die Instandhaltung und die Notfallpläne prüfen.
Axel Mayer, Vorsitzender des Regionalverbands südlicher Oberrhein des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), hält die Überprüfung für höchst zweifelhaft. "Wir sehen die Kontrollen in einem engen Zusammenhang mit dem Wunsch der Betreiber, das AKW so lange zu betreiben, bis neue AKW in Fessenheim gebaut sind", heißt es in einer BUND-Mitteilung. Mayer weist darauf hin, die IAEA sei eine Lobbyorganisation der Atomindustrie und kämpfe massiv gegen den Atomausstieg.
Auch der Landtagsabgeordnete der Grünen Reinhold Pix hat sich dem Ziel verschrieben, dass das AKW Fessenheim stillgelegt wird. "Die Inspektion kann man sich sparen." Es müsse abgeschaltet und die Grundsatzentscheidung getroffen werden, dass in einem Erdbebengebiet keine neuen Kernkraftwerke gebaut werden. Dieser Meinung sei inzwischen die Mehrheit der Bürger in der Region.
Pix ist Förster und Biowinzer in Ihringen am Kaiserstuhl. "Hier ist die Überzeugung gewachsen, dass der Erhalt der Landschaft, der Wein- und Tourismuskultur wichtiger ist als der Schrottreaktor." Auch der Wunsch, mit Frankreich eine gute nachbarschaftliche Beziehung zu pflegen, trete angesichts des Risikos in den Hintergrund. Vielmehr unterstützte die Bevölkerung den Ausbau alternativer Energiequellen wie Wind und Sonne.
Redaktion: PETRA WALHEIM
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