Heilbronner Stimme, 28.07.06

> Mit der Reststrom-Übertragung soll GKN I länger laufen

Von Joachim Kinzinger

Noch dieses Jahr will der Energiekonzern EnBW wohl den Antrag stellen,
die Laufzeit von GKN I in Neckarwestheim mit einer Reststrom-Übertragung
zu verlängern. Primäres Ziel des Energieversorgers ist jedoch, eine
Debatte zur längeren Nutzung der Kernenergie anzustoßen.

Ein Blick auf die beiden Reaktoren in Neckarwestheim. Damit Block I
(rechts) über das Jahr 2009 hinaus Strom produzieren kann, beantragt die
EnBW im Umweltministerium eine Reststrom-Übertragung. (Foto: Dittmar
Dirks)

Von Joachim Kinzinger

Laut Atomkonsens muss der erste Reaktor in Neckarwestheim im Sommer 2009
vom Netz, sobald das Reststrom-Kontingent verbraucht ist. Beim Infotag
Kernenergie in Philippsburg bekräftigt EnBW-Vorstandsmitglied Dr. Hans-
Josef Zimmer: "Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um GKN I länger
am Netz zu lassen." Zimmer spricht nicht vom "Ausstieg aus dem
Atomausstieg", sondern von der "Modernisierung des Atomkonsenses".

Was heißt dies konkret? Manfred Volker Haberzettel, EnBW-Bevollmächtigter
für Technik, Öffentlichkeitsarbeit und Politik, nennt das Grundziel: "Es
geht um die Verlängerung von Laufzeiten, nicht um Reststrom-
Übertragungen." Dazu will der Karlsruher Konzern eine neue politische
Debatte anstoßen.

Damit der Neckarwestheimer Reaktor über 2009 hinaus läuft, werde wohl
noch dieses Jahr eine Mengenübertragung beantragt. Von welchem Kraftwerk?
"Dazu sage ich nichts", gibt sich Haberzettel bedeckt. Im EnBW-Konzern
kommen nur GKN II und die beiden Reaktoren in Philippsburg (KKP) in
Frage. Diskutiert wird aber auch über die nicht verbrauchte "alterslose"
Menge der Atomruine von Mühlheim-Kärlich, die EnBW eventuell dem RWE-
Konzern abkaufen könnte.

Wenn Elektrizitätsmengen von einer neueren auf eine ältere Anlage
übertragen werden, muss laut Atomgesetz SPD-Umweltminister Siegmar
Gabriel im Einvernehmen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und CSU-
Wirtschaftsminister Michael Glos zustimmen. Das ist der große Knackpunkt
des Verfahrens.

Angesichts der Laufzeiten von bis zu 60 Jahren in den USA, Verlängerungen
in der Schweiz und den Niederlanden hält auch Hans-Josef Zimmer in
Deutschland Reaktorzeiten von 60 Jahren für möglich.

Sorge bereitet dem Unternehmen die Endlagerfrage, die die Bundesregierung
nach dem Koalitionsvertrag in dieser Legislaturperiode lösen will.
Wolfgang Heni von der Geschäftsführung der EnBW Kernkraftwerk GmBH (EnKK)
hat den Eindruck: "Es fehlt am politischen Willen." Das Moratorium für
die Erkundung in Gorleben müsse jetzt aufgehoben werden. Schließlich
seien beim Symposion des Bundesamts für Strahlenschutz im September 2005
alle Zweifelsfragen ausgeräumt worden. Dann stehe 2020 ein Endlager zur
Verfügung, so der GKN-Verwaltungschef. Ein neues Lager wäre erst 2055
fertig.

Kraftwerksleiter Zimmer in Philippsburg hat derzeit nur eine Anlage am
Netz. KKP II ist in Revision. Rund 1000 Fachleute überprüfen die Anlage,
checken Systeme. Unter der Reaktorkuppel ist es derzeit drückend heiß.
Arbeiter in weißen Overalls wechseln mit der Lademaschine im tiefblau
schimmernden Wasser ausgediente Brennelemente aus. Im August ist GKN beim
Revisionszyklus an der Reihe.

Auch die standortnahen Zwischenlager sind bis zum Herbst fertig. In
Philippsburg ist es eine Halle für 152 Behälter für 30 Millionen Euro.
Bei GKN stehen 151 Castoren in zwei Lagertunneln, die wegen der beengten
Platzverhältnisse in den Steinbruch getrieben wurden. Kostenpunkt: 40
Millionen Euro.

2005 haben die Blöcke in Neckarwestheim (17,9 Terrawattstunden) und
Philippsburg (17,5) Strom erzeugt. Laut Zimmer entspricht dies der
Strommenge für ganz Hessen.

28.07.2006 00:00
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