Neues Deutschland, 01.02.10

> Urenco die Lizenz entziehen
> Atomkraftgegner fordern nach Unfall in Gronauer Urananreicherungsanlage deren
Stilllegung

Von Michael Schulze von Glaßer

Über 200 Menschen demonstrierten am Samstag in der Innenstadt von Gronau nahe der
deutsch-niederländischen Grenze gegen Urananreicherung - viele Einheimische nahmen an
der Protestaktion teil. Anti-Atom-Initiativen aus dem Münsterland sprachen sich erneut für die
Stilllegung der Uranfabrik und einen sofortigen Atomausstieg aus. Unterdessen ist der bei
einem Zwischenfall vor knapp zwei Wochen verstrahlte Mitarbeiter der Anlage aus dem
Krankenhaus entlassen worden.

In der Gronauer Urananreicherungsanlage war es am 21. Januar zu einem schweren
Zwischenfall gekommen, bei der ein Arbeiter radioaktiv kontaminiert wurde. In einem als
»leer und gewaschen« gekennzeichneten Behälter hatten sich noch etwa 1,6 Kilogramm des
in der Gronauer-Anlage verarbeiteten Stoffs Uranhexafluorid befunden. Der Mitarbeiter, der
den Behälter auf Dichtigkeit prüfen wollte, stieß auf die radioaktiven Rückstände, die ihn an
Hand und Beinen kontaminierten. Wie schwedischen Medien zu entnehmen ist, soll der
falsch deklarierte Behälter aus einem Brennelementewerk der Firma Westinghouse in
Västerås, rund einhundert Kilometer nordwestlich von Stockholm, stammen - die Firma ist
im Besitz des japanischen Toshiba-Konzerns.

Einen solchen Unfall kann es wieder geben

Udo Buchholz vom Arbeitskreis Umweltschutz Gronau forderte in seiner Rede auf der
Demonstration die Staatsanwaltschaft Münster dazu auf, umfassend gegen die
Betreiberfirma der Gronauer Atomanlage, die Urenco Deutschland GmbH, zu ermitteln und
sich nicht nur auf den schwedischen Westinghouse-Konzern zu konzentrieren.
Eingangskontrollen für in Gronau angelieferte Atom-Behälter würden fehlen und der
Arbeitsschutz in der Urenco-Anlage sei mangelhaft, kritisierte Buchholz. »Da die Urenco aus
dem Unfall keine Konsequenzen gezogen hat, fordern wir einen Lizenzentzug durch die
Atomaufsicht«, erklärte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland vor den
Protestierenden. Ein Unfall wie am 21. Januar könne immer wieder passieren, so der
Atomkraftgegner. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium hat angekündigt, am
heutigen Montag einen umfassenden Bericht zum Unfallhergang vorzulegen.

Unterdessen wurde der verstrahlte Urenco-Mitarbeiter am vergangenen Freitag aus der
Nuklearmedizinischen Klinik des Universitätsklinikums Düsseldorf entlassen, das sich auf
dem Campus des Forschungszentrums Jülich befindet. Dort war der 45-Jährige nach einer
langen Odyssee durch mehrere Krankenhäuser gelandet.

Pannen in der Rettungskette

Wie bekannt wurde, war es nach dem Unfall zu gravierenden Fehlern in der Rettungskette
gekommen: Ein für Strahlenunfälle entwickelter Notfallplan wurde nicht aktiviert. Erst nach
der Einlieferung in ein Gronauer Hospital stellte man die Kontamination des Arbeiters fest.
Aus Platznot wurde der Patient daraufhin in ein Krankenhaus im benachbarten Ochtrup
gefahren. Dort fiel einige Stunden später die Entscheidung, den Patienten in das über 40
Kilometer entfernte Uniklinikum Münster zu verlegen. Von dort ging es einige Tage später in
die Spezialklinik nach Jülich.

Obwohl die Urananreicherungsanlage seit 25 Jahren in Betrieb ist, wurde das Krankenhaus
in Gronau noch nicht in den Notfallplan der Urenco integriert. Der verstrahlte Mitarbeiter
muss indes mit Spätfolgen der Verstrahlung rechnen: Auch nach der Entlassung wollen die
Ärzte den Urin des Mannes noch eine Woche lang auf Spuren von Uran untersuchen.

URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/164160.urenco-die-lizenz-entziehen.html

*****
Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Info-tel 07141 / 903363
http://neckarwestheim.antiatom.net



x ------------ X -----------
x mailinglist des
x Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
x http://neckarwestheim.antiatom.net
x aus-/eintragen: Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
x ohne Subject, im Text: un-/subscribe abc