Entwicklung und Stand Energiewende
Die erneuerbare Stromerzeugung hat 2024 einen neuen Rekordwert von über 60% erreicht. Der Anteil der Windenergie an der gesamten Stromerzeugung liegt inzwischen bei einem Drittel, die Photovoltaik produzierte 16%. Es gibt bundesweit 29.000 Windräder an Land und schon 4.4 Millionen Photovoltaik-Anlagen, zusätzlich 700.000 Balkonkraftwerke, und alle erzeugen umweltfreundlich und preisgünstig Strom.
Vor 20 Jahren ist die erneuerbare Stromerzeugung durchgestartet. Von 2009 bis 2017 gab es jährlich neue Rekordwerte beim Zubau von neuen Windrädern und Photovoltaik-Anlagen. Dies geschah ohne die bisherigen Konzerne, die weiter auf Atom und Fossile setzten. So entstand die Energiewende von unten in Bürgerhand und von Genossenschaften, GBRs, Solarvereinen, Gewerbebetrieben und Stadtwerken.
Das Ziel 100% erneuerbarer Strom bis 2030 war realistisch vor Augen.
Ausbremsregelungen ab 2017
Die dezentrale Energiewende startete ohne die Energiekonzerne, ihnen gehörten nur 6% der Anlagen. Im Jahr 2015 sind diese „aufgewacht“ und haben politisch erfolgreich interveniert. Ab 2017 traten massive Ausbremsregelungen zu deren Gunsten in Kraft. Unter anderem wurde ein bürokratischer Ausschreibungszwang für jedes Windrad / Windpark und große PV-Anlagen über die Bundesnetzagentur eingeführt.
In mehreren Schritten wurden die Einspeisevergütungen kurzfristig gesenkt und eine Verunsicherung für neue Anlagen geschaffen. Statt rasch 100% erneuerbaren Strom zu realisieren kam der Kahlschlag beim Zubau von Wind und Photovoltaik.
Der Zubau von Windrädern an Land ist seitdem bundesweit stark eingebrochen. Bundesländer wie Baden-Württemberg (6 neue Windräder 2024) und Bayern (4 neue Windräder 2024) wurden abgehängt. Die Photovoltaik hatte von 2011 – 2017 jährliche Zubau-Werte von5 – 8.000 Megawatt, dann erfolgte ein jahrelanger Stillstand. Erst seit 2023 wurde wieder durchgestartet.
Offshore-Pläne Windenergie und die Konzerne
Die Energiekonzerne begannen parallel zum Ausbremsen an Land verstärkt in Offshore-Anlagen im Meer zu investieren. Dabei bedeutet Offshore einen gigantischen Aufwand an Technik und Milliarden-Investitionen mit zentralen Besitz-, Erzeugungs- und Verteilstrukturen und aufwendigen Transportwegen. Dies ist das Gegenteil einer dezentralen und umweltfreundlichen Energiewende. Derzeit gibt es 9.000 Megawatt offshore. Dies soll bis 2035 auf 40.000 Megawatt, bis 2045 auf 70.000 Megawatt ansteigen.
Die Bundesnetzagentur hat den Ausschreibungsmodus Offshore geändert. Nicht mehr die Anzahl der zu bauenden Windräder sind entscheidend, sondern ausgeschrieben werden jetzt Flächen. Vier große Flächen (fast die Hälfte der aktuell verfügbaren Flächen der Nord- und Ostsee) haben der französische Total- und der britische BP-Konzern für 12.6 Milliarden Euro gekauft. Sie könnten dort Windräder für 7.000 Megawatt errichten. Es ist ein Greenwashing-Projekt, um Marktmacht gegen Erneuerbare Energien aufzubauen.
Aktuelle Entwicklung Energiewende
Windenergie Zubau
Seit 2017 werden die Zubau-Ziele nicht mehr erreicht. Auch im 1. Halbjahr 2024 sind bundesweit (Stand September) nur 290 Windräder neu ans Netz mit 1.300 MW Leistung. Da Windräder nach 20 Jahren aus der Förderung fallen, werden viele abgebaut. In 2024 waren es 277 Windräder, die mit einer kostendeckenden Vergütung noch jahrelang umweltfreundlich Strom liefern könnten.
So gab es 2024 nur einen Nettozubau bei Windenergie an Land von 980 Megawatt, jährliches Ziel wären 10.000 MW bis 2030. Dies wird Stand heute nicht erreicht. Der bürokratische Ausschreibungszwang für jedes Windrad, die Unsicherheit bei den Einspeisevergütungen und immer noch zu wenig geeignete Flächen, verhindern ein neues Durchstarten.
Photovoltaik Zubau
Von Januar bis August 2024 wurden insgesamt 730.000 neue Anlagen installiert, dies ist der größte Zubau mit 10.000 Megawatt seit 2017. Die bundesweiten 4,4 Millionen PV-Anlagen haben inzwischen eine Leistung von 93.000 Megawatt.
In 2025 sollen weitere 10.000 MW hinzukommen, von 2026-2030 dann jeweils 26.000 Megawatt. Was jedoch nach jetzigem Stand wegen der Unsicherheit bei den Einspeisevergütungen nicht erreicht wird.
Energiewende: alle Möglichkeiten realisieren
Beispielsweise Tübingen: „Seit 2024 decken Erneuerbare Energien 75 Prozent des Gesamtstromverbrauchs ab. Dafür diversifizieren Stadtverwaltung und Stadtwerke den Energiemix stetig. So versorgen Biogas-, großflächige Dach- und Agri-PV-Anlagen sowie Wasserkraftwerke die Universitätsstadt mit klimafreundlichem Strom. Im Wärmesektor setzen die beteiligten Akteure auf die Erweiterung des Fernwärmenetzes und Grundwasserwärme für ein kaltes Nahwärmenetz. Eine der größten Solarthermie-Freiflächenanlagen Süddeutschlands steht auf dem Stadtgebiet. Ab 2028 soll zusätzlich eine Großwärmepumpe die Abwärme des Klärwerks nutzbar machen, sowie Windenergieanlagen im Gemeindegebiet in Betrieb gehen.
Tübingen setzt auf ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept, um den innerstädtischen Verkehr klimaschonend zu gestalten und die Lebensqualität der Bewohner*innen zu verbessern. Die Umgestaltung des öffentlichen Raums zugunsten des ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehrs sowie hohe Investitionen in selbige ermöglichen enge Takte, günstige Tickets, Komfort und Sicherheit in der Stadt. Die nach niederländischem Vorbild geplante Radinfrastruktur mit einer Vorrangstraße quer durch die Stadt und dem Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof, das neben kostenlosen Abstellmöglichkeiten auch einen Verleih-, Reparatur- und Waschservice anbietet, soll das Radfahren auch für Pendler*innen attraktiver machen. Das städtische Netz soll an Radschnellwege im Umland angeschlossen werden. Die Förderung der Elektromobilität und innovativer Carsharing-Angebote ergänzen die Verkehrswende-Bemühungen der Stadt.“
(Text aus der Pressemitteilung Agentur für Erneuerbare Energien e.V. vom 28.11.2024)
Rasche weitere Energiewende jetzt
Verbände wie der Bundesverband Windenergie, der Solarverein in Aachen und Wissenschaftler*innen wie Volker Quaschning haben dazu bereits Modelle vorgestellt. Wie ein rascher Umstieg auf umwelt- und klimafreundliche Energieerzeugung und 100% Erneuerbare bei Strom, Wärme und Verkehr realisiert werden können.
Als Größenordnung geben sie die machbaren Zubau-Ziele an:
Bei Wind / Land von jetzt 55 GW auf 270 GW bis 2035, weiter auf 550 GW bis 2045.
Bei Photovoltaik von 70 GW auf 400 GW bis 2035, perspektiv möglich sind 1000 GW auf allen geeigneten Dachflächen.
Dies ist erreichbar, indem auch ein Milliarden-Invest-Programm von Bund und Ländern gestartet wird, um auf öffentlichen Gebäuden, Parkplätzen usw. ein Sofortprogramm mit PV und Solarthermie zu realisieren.
Indem in Städten und Gemeinden Quartierslösungen bei der Erzeugung, Speicherung und Verteilung für Strom und Wärme geschaffen werden. Es muss ein Energieaustausch „Energy-Sharing“ ohne die bestehenden bürokratischen Regelungen ermöglicht werden. Bürger*innen teilen umweltfreundliche Energie und Kostenvorteile bei Strom und Wärme.
Wichtige Akteure der Energiewende sind alle aktiven Bürger*innen, Genossenschaften, Bürgerenergieparks, GBRs, Solarvereine und vor allem die Kommunen mit ihren Stadtwerken. Auch die Industrie indem sie alle Möglichkeiten von Erneuerbaren bei Strom und Wärme nutzt.
Weg mit Fossilen und Atom!
Weitere dezentrale und regenerative Energiewende jetzt!
(Dezember 2024) - Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
weitere Infos: https://neckarwestheim.antiatom.net