Stuttgarter Zeitung, 05.03.11

> Großbaustelle der Bahn am Kernkraftwerk

Gemmrigheim
Für 46,5 Millionen Euro baut das Unternehmen eine Stromanlage. Von Miriam Hesse

Die mechanischen Umformer, mit denen die Deutsche Bahn (DB) den Strom aus dem Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) bei Gemmrigheim für ihre Züge umwandelt, sind ein Auslauf -modell. Deshalb errichtet das Unternehmen derzeit auf einem Gelände gegenüber dem Kernkraftwerk ein sogenanntes Umrichterwerk. Im September gingen die Arbeiten auf der Großbaustelle los; im Herbst 2012 sollen die beiden neuen Umrichter, die eine Gesamtleistung von 140 Megawatt erzeugen, in Betrieb gehen. Mit diesem Strom fahren die Züge im Großraum Stuttgart. 46,5 Millionen Euro kostet die Umrüstung, die Bahn bezahlt 9,4 Millionen Euro, der Rest stammt vom Bund mit Zuschüssen aus dem Konjunkturprogramm.

Platzsparende Anlage

Die Umwandlung des Stroms in die für die Loks nötige Frequenz von 16,7 Hertz mittels der mechanischen Rotation sei veraltet, sagt ein Bahn-Sprecher. Darum würden deutschlandweit nach und nach die Anlagen bei Kraftwerken umgerüstet, aus denen sich der Zugstrom speist. Die neuen, rein elektronischen Modelle seien umweltfreundlicher, weil sie weniger Energie verbrauchten. Außerdem müssten sie seltener gewartet werden und brauchten weniger Platz. Während die alte Anlage in einer großen Halle auf dem GKN-Areal steht, sollen für die neue zwei Container und ein Häuschen für die Schaltanlage genügen. In Baden-Württemberg gibt es solche Umrichterwerke nach den Angaben der Bahn noch in Ulm und Karlsruhe. Das Neckarwesthei-mer Werk sei allerdings bei 7754 Kilometern Bahnstromleitung bundesweit das einzige, das Strom aus Atomenergie anzapft..

Die Atpmkraftgegner vom Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim sehen den Neubau kritisch. Damit zementiere die Bahn ihre Abhängigkeit vom Atomstrom, teilt die Initiative mit. So stelle die Bahn die Weichen für die Zukunft, „um auch in der Zeit nach der Stüllegung von GKN l die Züge mit hochriskanter Energie rollen zu lassen". Anstatt die Abschaltung voranzutreiben, beziehe die Bahn noch mehr Atomstrom aus Neckarwestheim.

„Atom-Bahn? Nein danke!"

Von einem Aufstocken beim Atomstrom könne keine Rede sein, widerspricht der Bahn-Sprecher: „Wir beziehen damit nicht mehr Strom aus Neckarwestheim als vorher." Diese Menge sei in einem Stromliefervertrag festgelegt, der mit dem GKN l seit 1976 und mit dem GKN 2 seit 1989 bestehe. Von Anfang an sei „auf eine Ausgewogenheit bei den Energiequellen" geachtet worden, so der Sprecher. Die Kernkraftgegner wollen dagegen mit einem Spaziergang am morgigen Sonntag, 6. März, die „angebliche Umweltfreundlichkeit" der Bahn kritisieren, Thema: „Atom-Bahn? Nein danke!"

Das Aktionsbündnis Castor-Widerstand lädt ein zu einem Spaziergang am morgigen Sonntag zum Atomkraftwerk Neckarwestheim. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Wanderparkplatz Schöne Aussicht oberhalb des AKW. Am Ziel wird die Baustelle der Bahn begutachtet.




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Aktionsbuendnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Info-tel 07141 / 903363
http://neckarwestheim.antiatom.net