[siehe auch: "Hochradioaktiver Atommülltransport über südwestdeutsche Autobahnen steht
kurz bevor" http://snipurl.com/z9rnv ]

bergedorfer-zeitung.de, 09.07.10

> GKSS-Forschungszentrum
> Gefährlicher Atomtransport in letzter Minute gestoppt

Geesthacht. Der umstrittene Transport von radioaktivem Müll aus dem GKSS-
Forschungszentrum - wegen technischer Mängel wurde er in letzter Minute gestoppt. Die
strahlenden Reste des Atomfrachters "Otto Hahn" sollte Geesthacht eigentlich als
Geheimtransport verlassen.

Auf dem Gelände des vergangene Woche abgeschalteten Forschungsreaktors des GKSS
lagern 52 Brennstäbe, die radioaktiv sind und Geesthacht eigentlich längst verlassen haben
sollten.
Foto: Timo Jann

Doch technische Probleme mit dem Transportbehälter B(U)F-96 haben die Tour 3300 nach
Cadarache/Frankreich (1500 Km) gestoppt. Unklar ist nun, wann der Müll die Stadt verlässt.
"Der Transport ist, so wurde es mitgeteilt, auf unbestimmte Zeit verschoben. Man hat uns
noch keinen neuen Termin für die Abfahrt genannt", erklärte Karsten Wagner aus dem
Einsatzführungsstab der Polizeidirektion. "Wir melden den Transport kurzfristig an, wenn alle
Voraussetzungen stimmen", sagte GKSS-Sprecher Torsten Fischer.

Und mit diesen "Voraussetzungen" sind Anforderungen gemeint, die das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS, Berlin) für den Transport vorgibt. Unter anderem muss der Unterdruck
in dem Transportbehälter (Baujahr 2008) Messwerte erfüllen. Einzeln und in der Summe.
Und dabei soll es nach Informationen unserer Zeitung Probleme geben. So war der
umstrittene Transport konkret für den vergangenen Freitag (Abfahrt um 17 Uhr) geplant.
Doch Tests ergaben, dass der Behälter Druck verliert. Damit könnten Fragen der Sicherheit
beeinträchtigt sein. Und Kompromisse lässt die Transportgenehmigung des BfS nicht zu.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Transport erst bei der Abfahrtkontrolle durch
TÜV-Experten durchgefallen sein, so dass die Brennstäbe wieder ausgeladen werden
mussten.

"Für uns ist das kein Problem", sagte Fischer. Er kündigte an, man werde solange an dem
Container arbeiten, bis alles sicher ist und die Parameter passen. "Für GKSS steht Sicherheit
an erster Stelle."

Fischer will zu den technischen Schwierigkeiten allerdings im Detail nichts sagen. Bei der
dem Kieler Justizministerium angegliederten Atomaufsicht der Landesregierung zeigte sich
deren Sprecher Oliver Breuer überrascht: "Ich dachte, das Zeug wäre längst weg", sagte er,
als er durch unsere Zeitung davon hörte, dass der Transport abgeblasen wurde. Seine
Recherche ergab: "Der Transportbehälter war nicht dicht, deshalb konnte der Transport nicht
wie geplant abgewickelt werden."

Wie berichtet sollten 52 jeweils rund einen Meter lange Brennstäbe des einzigen deutschen
Atomfrachters "Otto Hahn", die nach dem Aus für den Atomantrieb des Schiffes im Jahre
1979 für Forschungszwecke in Geesthacht geblieben waren, aus dem GKSS-
Forschungsschiff abtransportiert werden. Zunächst nach Cadarache in Südfrankreich, um
dort mit Brennstoff aus dem früheren Reaktor des Karlsruher Forschungszentrums
zusammengefasst zu werden. Danach soll die Fracht ins Zwischenlager nach Lubmin.
Strecke des Atommüll-Transports von Geesthacht nach Frankreich und nach Lubmin: 3300
Kilometer.

Mit der Abwicklung der Fracht auf der Straße wurde die Hanauer Firma "Nuclear Cargo +
Service GmbH" (NCS) beauftragt, die unter anderem über Spezialbehälter verfügt. "Der
Behälter weist beim Transport einen Unterdruck von 0,5 bar auf, ein Druckverlust liegt nicht
vor", teilte Iris Muhm von NCS auf Anfrage mit. Muhm: "Die Differenz ist lediglich im
Nachweisverfahren begründet. Wir arbeiten an der Verfeinerung des Nachweisverfahrens."
Verantwortlich für das Verpacken der Brennstäbe in den Transportbehälter ist laut Fischer
eine Kooperation aus Experten des GKSS und der NCS. "Wir setzen selbstverständlich alle
technischen Anforderungen um", verspricht Fischer.

Sollten die Probleme mit der Verpackung der Brennstäbe länger dauern, benötigt die GKSS
eine neue Transportgenehmigung, denn die vorhandene erlaubt den Transport nur im Juli.
Fraglich ist, ob später zeitlich noch eine Bündelung mit dem anderen Kernbrennstoff in
Cadarache möglich ist. Denn auch der Transport nach Lubmin hat eine zeitlich begrenzte
Genehmigung. Fährt er ohne die "Otto Hahn"-Brennstäbe in Cadarache ab, ist Lubmin als
Lager für Castorbehälter dicht. Möglich, dass der strahlende Müll dann länger als gedacht in
Geesthacht bleibt.

Laut Fischer und Breuer sind die Brennstäbe im Forschungszentrum in der "heißen Zelle"
sicher gelagert.

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